Nach etlichen schönen Badetagen am Roten Meer, war es nun am16.11.Zeit, die Rückreise zu beginnen. In gut einem Monat sind wir schon wieder zu Hause. Man glaubt ja gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht, wenn das Reiseprogramm so voll belegt ist. Die große Angst, das zwischendurch Langeweile aufkommen könnte, war jedenfalls völlig unbegründet. Auch die vielen Bücher, die ich für das ebook dabei habe, sind meist noch ungelesen, Aber es ist schon besser so.
An diesem sehr heißen Vormittag wurde noch vorläufig letztes Mal der Schnorchel rausgeholt. Durch die vielen Quallen am Riff sind wir bald wieder zurück gekehrt. Dafür wurde aber der Strand immer voller. Hier beginnen nun die Ferien und ein muslimischer Feiertag steht auch an. Etliche Kleinbusse kamen mit halben Hausrat, Schaumstoffmatratzen und haben aus dem Sonnenschuzdach mit 4 Seitenwänden ein großes Zelt für das Wochenende gemacht. Sicherlich wäre es nun auch am Strand interessant geworden, aber die die abendliche Ruhe am Meer hatte auch etwas und wir mussten los. Zudem ist auch das Wetter unbeständiger geworden und hinter Aqaba gab es sogar mal einen kräftigen aber kurzen Schauer. Die Strecke führt geradewegs nach Norden durch den Wadi Arab, das Tal in Verlängerung des Roten Meeres, das bis zum Toten Meer reicht und dann seinen Abschluß im Jordantal und dann dem See Genezareth bei den Golanhöhen findet. Die westliche Talhälfte gehört auf der gesamten Strecke zu Israel und wir fahren immer schön an der Grenze entlang. Manchmal ist sie vielleicht 1 km entfernt, aber außer den regelmäßigen Polizeikontrollstellen an der Straße und ein paar Türmen sieht man nicht viel, nicht mal einen richtigen Zaun. Da kennen wir doch ganz andere Grenzanlagen. Das Tal wechselt von steiniger Wüste zu richtiger Sandwüste mit gelben Dünen und halb verwehter Straße. Später gibt es auf jordanischer Seite am Gebirgsrand, der bis in +1000m Höhe reicht, immer wieder Oasen und ausgedehnte bewässerte Gemüsefelder, ab und zu auch Bananenpflanzungen, Dattelpalmen und sogar Wein. Alles was in diesem Tal wächst muss künstlich bewässert werden, also liegen überall die schwarzen Schläuche. So langsam geht es auch der Meeresspiegelhöhe zu und dann schnell weiter runter. Kurz vor dem Toten Meer beginnen dann beiderseits der Grenze die ausgedehnten Verdunstungsfelder zur Gewinnung des Salzes aus dem Toten Meer. Hier liegt auch unser erster Halt, Lot`s Höhle. Hier hat der biblische Lot mit seinen 3 Töchtern Schutz nach seiner Flucht aus dem von Gott zerstörten lasterhaften Stadt Sodom ( und Gomorra) gefunden. Seine Frau wurde in eine Salzsäule verwandelt, weil sie Gottes Verbot missachtete und zurück nach Sodom schaute. Das biblische Ammontal, das Mujib- Tal ist ein Naturschutzgebiet und mündet 430m u.NN in das Tote Meer. Eigentlich kann man hier Ausflüge in die Berge machen, aber das Tal war wegen Hochwassergefahr geschlossen. Dafür gab es kurz davor einen schönen natürlichen Badestrand, allerdings ohne eine Dusche. Da es am Toten Meer ohne Entsalzen nach dem Baden nicht geht, wir aber nicht ständig unser Wasser aus dem Tank zum Duschen nehmen können, haben wir das Problem mit diversen 2l-Wasserflaschen gelöst.
Am nächsten Tag wollten wir zu unserer eigentlichen Badestelle am Toten Meer in Zarqa fahren, weil es dort außerdem auch heiße Quellen gibt. Leider wird das Bad nicht mehr bewirtschaftet und so sah es dann auch aus. Der warme Fluss kommt aus den Bergen und bildet vor dem Toten Meer eine Vielzahl von kleinen natürlichen Termalbecken. Diese werden nun von den Jordaniern genutzt. Alles liegt voller Müll, Plasteflaschen und den Resten der Picknickabende. An der Straße gab es Verkaufstände für Wasser, Wasserpfeifen usw., dazu Tisch und Stühle und daneben wieder die Plasikabfälle. Zum Strand sind wir dann nicht mehr runtergeklettert, da war es bestimmt auch nicht viel besser. Wirklich schade, aber solchen Schmutz haben wir selten hier gesehen. Scheinbar kommt hier kein Reinigungstrupp durch und etliche Jordanier scheinen ein Problem damit zu haben, ihre Reste nach dem Picknick wieder mitzunehmen. Wir sind dann 2km weiter gefahren und haben dort einen weiteren warmen Bach gefunden. Da das Tal eng ist, wird es bei jedem kräftigen Regenguss natürlich durchgespült und es war relativ sauber. Nach dem Bad ging es mit vollen Wasserflaschen wieder zurück zu unserem Strand. Das Tote Meer ist schon eigenartig. Drin das Wasser, ringsum alles trocken und tot, kein Grün, außer es liegt ein Schlauch daneben. Der Strand besteht aus einer festen Salzkruste, die Steine sind mit Salz überzogen, dazwischen grobe Salzkörner als Sandersatz. Und immer wieder Stellen, da liegt unter einer dünnen Salzkruste der schwarze oder braune (Heil)Schlamm. (Edith war mal wieder nicht zu bremsen.) Leider muss man eigentlich überall zum Meer schon ziemlich tief hinunter steigen. Da jeglicher Zufluss zum Toten Meer zur Bewässerung der Felder genutzt wird, sinkt der Wasserspiegel durch Verdunstung jährlich um weitere 30cm. An einem windstillen Tag konnten wir beim Baden die sich bildenden Salzkristalle auf der Oberfläche durch ein paar kleine Wellen zum Sinken bringen. Das Wasser war durch die Verdunstung die oberen 2-3 cm deutlich kühler als darunter. Ja und dass man schwimmt, wie ein Korken auf dem Wasser, daran gewöhnt man sich. Viele Jordanier, offensichtlich Nichtschwimmer, trauen dem nicht ganz und benutzen trotzdem einen Schwimmring. Und immer wieder erleben wir freundliche Gesten, kurze Gespräche (ihr Englisch und unser Arabisch ist nicht so doll), eine Einladung zum Kaffee oder Essen (lieber nicht), vor allem aber freundliche Menschen und oft ein “ Germany--verygod”. Nach dem letzten Salzbad ging es dann zum Entsalzen noch einmal an unseren warmen Bach. Inzwischen lag dort auf jedem freie Platz eine Decke und der Grill qualmte dazu.
Dann fuhren wir noch einmal am Toten Meer entlang und weiter über die Autobahn Richtung Aman. Hier war inzwischen jeder halbwegs brauchbare Schattenplatz unter den Bäumen an der Autobahn von den Familien für das Freitags-Nachmittags-Grillen besetzt. Aber sonst gab es auch kaum Bäume. Vielleicht hätte man nun noch nach Aman hinein fahren können. Vielleicht wäre auch die Zitadelle, Moschee oder Basar interessant gewesen, aber die wirklich schönen hatten wir schon gesehen. Und das Problem in Aman ist die Beschilderung, oder besser gesagt, die fehlenden Wegweiser. Da wir uns auf dem Hinweg dort schon mal verfahren hatten, sind wir diesmal an Aman vorbei gefahren. Unser nächstes Ziel war Jerash.
Übernachtet haben wir dort am Visitor-Center direkt auf dem Gelände der alten Römerstadt Gerasa, einer der weltweit am besten erhaltenen römischen Provinzstädte. Hier sahen wir gepflasterte, von Kolonaden umgebene Straßen, Tempel, Theater, Badehäuser, Brunnen und eine mit großen Toren versehene Stadtmauer. Am Hadrianstor wurde in dem Hippodrom ein Wagenrennen und Gladiatorenkämpfe veranstaltet. Eine allerdings sehr staubige Angelegenheit. Etwas fußlahm aber mit vielen schönen Eindrücken ging es dann am Nachmittag weiter bis kurz vor die syrische Grenze nach Al Ramta. Wegen dem schon genannten 100$-Wochenpreis für Syrien wollten wir früh morgens über die Grenze. Da wir aber auf der Strecke und im Ort überhaupt keinen vernünftigen Übernachtungsplatz gefunden haben, bin ich dann einfach in einer Seitenstraße auf den nächsten freien Platz gefahren. Kaum waren wir beim gemütlichen Kaffeetrinken, kam auch schon von dem angrenzenden Haus die Frage ob wir ein Problem hätten und anschließend die Einladung zum Kaffee. Nach 20 mal “Nein Danke” und kleinem Schnack über die Hofmauer, war dann irgendwann Edith doch bei den Frauen zum Kaffeetrinken und Bilder anschauen drin. Da die Mutter mit der Tochter (16 Jahre und heiratet in 2 Wochen) noch zur Anprobe ihres Vorabend-Hochzeitskleides ins Zentrum wollte, wurde Edith auch zum shopping eingeladen und ich zwischendurch mit Kaffee versorgt. In jeden Laden wurde sie natürlich mit rein geschleppt und ausführlich vorgestellt. Es wurde eine sehr lustige Einkaufstour, wie man sich vorstellen kann. Nach unserem Abendbrot sollten wir noch einmal kurz zum Tee mit ins Haus kommen und da man ja doch neugierig ist, haben wir zugesagt. Zum Abend kam dann auch noch der Vater und die zweite Tochter (17 Jahre) mit Mann und Kind (4Monate). Nach viel Erzählen, Bilder zeigen, Obst essen, Nüsse knabbern ( ist bei uns beim Versuch geblieben)….. sind wir dann um 1 Uhr ins Bett gekommen.
Am nächsten Morgen standen wir dann an der Grenze. Die Jordanien-Ausreise war schnell geschafft. Hier hatte ich zwischendurch mit einer Busreisegruppe erzählt. Auf meine Frage, ob Jordanien schön gewesen wäre, kam ein zögerndes “ ja, interessant”. So unterschiedlich können die Reiseeindrücke sein. Uns hat das Land und die Menschen sehr gut gefallen. Wir haben aber auch viel gesehen und erlebt, was einem Pauschaltouristen vorenthalten bleibt. Aber so ist das nun einmal, nicht nur in Jordanien.
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