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Samstag, 13. Februar 2016

Indien, Rajastan


An südlichsten Zipfel von Rajastan erhebt sich die 1700m hohe Aravalli-Kette aus der Ebene. Auf 1200m liegt der kleine Ort Mount Abu, um den sich viele Mythen und Legenden ranken. Dank des ausreichenden Regens ist es hier oben üppig grün bewaldet. Im Ort treffen wir viele Pilger und um den kleinen Nakki Lake, den die Götter mit den Fingernägeln ausgegraben haben, kann man schön wandern. Etwas außerhalb befindet sich in dem Dilwara-Tempelkomples einer der schönsten Tempel Indiens. In höchster handwerklicher Vollendung sind die Säulen, Decken und Wände mit marmornen Skulpturen und Ornamenten fast schon überladen. Leider darf man in dem Jaintempel nicht fotografieren. Ein paar Km weiter den Berg hinauf findet sich ein Shiva-Heiligtum. Im Tempel ist noch nichts los und so zeigt uns der Priester u.a. vor dem Schrein den Zeh Shivas, von dem aus eine Öffnung bis in die Unterwelt führen soll. Wir fahren nach einer sehr kühlen Nacht wieder hinunter in die trockene Ebene. Hier wird in geschützten Lagen Landwirtschaft betrieben, allerdings mit künstlicher Bewässerung. An einigen Stellen haben noch keine Motorpumpen die Ochsen-betriebenen Schöpfräder ersetzt. Aus 10m tiefen Brunnen fördern die Eimerketten das Wasser in kleine Kanäle, die auf die Felder führen. Wir kommen auf schmalen Straßen durch kleine Dörfer und schließlich an einem Tal-Ende zum Tempel von Ranakpur. Die mehr als 500 Jahre alte Jain-Tempelanlage war lange Zeit im Dschungel verborgen und ist sehr gut erhalten. 1444 kunstvoll verzierte Säulen tragen den Tempel mit 80 Kuppeln, keine gleicht der anderen, wir sind wirklich begeistert. Durch den Audioguide erfahren wir hier auch einmal etwas mehr zur Jain-Religion. Es ist schon erstaunlich, wie gegensätzlich die Jain-Religion zu anderen steht. Zentrum ist der Gewaltverzicht gegen Menschen und Tiere, das soweit führt, dass im Tempelbereich auch kein Lederbekleidungsstück mitgeführt werden darf. Das Jainaner , wie auch die meisten Hindus Vegetarier sind, ist da wohl selbstverständlich. Aber die meisten indischen Restaurants sind ohnehin 100% vegerarisch. Nach solch einem Tempel in landschaftlich reizvoller Lage kommt unser nächstes Ziel einem Kontrastprogramm gleich: das lärmerfüllte staubige geschäftige Jodpur. Rund um den Uhrenturm tobt auf den Märkten das Leben mit lautstarken Händlern, vielen Motorrädern, Tuk-Tuks, engen Gassen und vielen Menschen. Auch wir nehmen uns ein Tuk-Tuk für die Fahrt durch schmale Gassen zu unserem nächsten Ziel. Hoch über der Stadt erhebt sich das Fort Mehrangart mit mehreren Palastgebäuden. Von hier oben hat man auch einen guten Blick auf die Altstadt mit vielen blau getünchten Häusern. Wir schlafen wieder einmal auf dem Hof eines staatlichen Hotels. Am Abend bemerken wir, dass neben unserem Hotel die staatliche Kunstschule eine Tanz-Auführung anbietet. Danach hatten wir doch schon länger gesucht. Leider nur insgesamt 4 Besucher konnten eine wirklich gute Veranstaltung genießen. einem 80m über die Wüste aufragenden Felsrücken das Fort Jaisalmer gegründet. Im Gegensatz zu anderen Forts ist die Festungsanlage außer mit dem Palast und mehreren Tempeln dicht mit Wohnhäusern bebaut. Zu Füßen der Festung haben wir uns in der verwinkelten Altstadt mehrere Havelis, alte prachtvolle Handelshäuser angeschaut. Jaisalmer wurde wie alle Wüstenstädte an der Kreuzung mehrerer Karawanenrouten erbaut. Hier mussten die Kamelkarawanen mit afghanischem Opium für den chinesischen Markt ihre Steuer entrichten und brachten auf dem Rückweg Seide und auch Butterfett für die Lampen in die Stadt. Am Abend geht es in ein typisch indisches Puppentheater und natürlich hängt seit dem eine kleine Puppe im Bulli. In der Touri-Information erfahren wir, dass am Wochendende in der Stadt das Desert Festival stattfindet. Ich hatte schon im Internet vergeblich nach dem Termin gesucht und gedacht, wir sind zu spät. Da das Festival aber zum Vollmond veranstaltet wird, haben wir Glück und machen bis dahin noch einen kleinen Ausflug in die Wüste. Bei Sam hat der Wüstenwind hohe Sanddünen aufgetürmt, leider ist der zur Zeit aber so kräftig, das wir nicht einmal aus dem Auto aussteigen. Ein paar km weiter finden wir im Nationalpark abseits einen ruhigen Platz ,wo nicht nach dem Öffnen der Tür eine Schippe Sand im Auto liegt. Hier besteht die Wüste aus festem Boden mit vielen kleinen Sträuchern und spärlichen Gras. Außer einem Besuch von einem Schaf- und Zickenhirten ist es herrlich ruhig und in der Nacht strahlen die Sterne vom tiefschwarzen Himmel. Auf der Rückfahrt können wir ohne Wind einen ausgedehnten Spaziergang über die Dünen machen, weiter an der Straße liegen die fast alle leeren großen Touristencamps. Von hier starten viele Kamelsafaris durch die Wüste. Für uns geht es aber wieder zurück nach Jaisalmer zu unserem staatlichen RTDC Hotel, denn am nächsten Morgen beginnt das Desert Festival. Und das Warten hat sich gelohnt, den den Auftakt macht eine farbenfrohe Kamelkarawane quer durch die engen Gassen der Altstadt. Alle Kamele sind toll geschmückt und die Reiter darauf nicht minder hübsch herausgeputzt. Am Nachmittag wird auf der großen Bühne in einem Stadion der schönste Mr. Desert, die schönsten Frauen, Kostüme, Bärte usw. gekürt. Zum Abend werden die musikalischen Wettbewerbe ausgetragen, die dann doch etwas gewöhnungsbedürftig für unsere Ohren sind. Vor der Bühne sind übrigens Planen auf dem staubigen Boden ausgebreitet, denn alle Darbietungen werden im Sitzen verfolgt. Die Fläche ist mit Seilen in Sektoren unterteilt und so haben neben den Sponsoren, den Vip-Gästen auch die ausländischen Touristen einen eigenen Bereich. Das ist auch gut so, denn in den normalen Bereichen sind fast nur junge Männer anzutreffen. An nächsten Tag findet in einem etwas außerhalb gelegenen Stadion ein Kamel-Polo-Match statt. Vorher gibt es noch ein paar Wettbewerbe, z.B. Wasserkrüge auf dem Kopf-Tragen oder Tauziehen. Es treten immer eine Mannschaft Inder gegen Ausländer an. Als dann endlich die indische Polo-Mannschaft gegen die wirklich gute Touristenmannschaft gewinnt, tobt das Publikum. Die Abendveranstaltung an der Bühne kann uns mit der indischen Rockmusik nicht so wirklich begeistern. Interessant ist es trotzdem, denn wenn sich im Publikum mal eine junge Frau zu dem Rhythmus anfängt tanzend zu bewegen, schwenkt sofort die gesamte Aufmerksamkeit der männlichen Massen von der Bühne zu der Frau und man sieht nur noch fotografierende Smartphones. Irgendwie ist man da ganz froh, dass auch dieses Fest, wie alle indischen Feste, völlig alkoholfrei gefeiert wird und ausreichend Ordnungskräfte vor Ort sind. Der letzte Tag findet an den Dünen von Sam statt. Auf der davor liegenden Ebene wird zunächst bei mehreren Rennen das schnellste Kamel ermittelt. Wir haben es nicht so eilig und lassen uns gemütlich auf dem Kamel ein Stück durch die Wüste schaukeln. Am Abend gibt es ein wirklich tolles Konzert mit indischer Musik und gekrönt wird das Ganze mit dem dazu hinter der Bühne abgebrannten Feuerwerk am nächtlichen Vollmondhimmel. Toll. Wir fahren am Abend wieder vorsichtig die paar km zu unserem Schlafplatz in der Wüste. Eigentlich vermeiden wir Nachtfahrten, denn die Kamel-Karren haben keine Beleuchtung, die entgegenkommenden Fahrzeuge fahren dafür nur mit Scheinwerfer, wir dann auch. Am geht es endlich weiter durch das trockene Rajastan nach Bikaner. Auch diese Wüstenstadt hat ein gut erhaltenes Fort. Obwohl wir schon sehr viele Tempel gesehen haben, den Kari-Mata-Tempel ein paar km weiter in Deshnoke wollen wir nicht verpassen. Wie alle Tempel darf auch dieser nur barfuß oder in Socken betreten werden und das fällt Edith nicht leicht, denn tausende von Ratten bevölkern das Innere des Tempels. Der Legende nach wohnen in ihnen die Seelen der Verstorbenen und so werden sie umsorgt und gefüttert. Der Tempel selbst ist natürlich auch schön gearbeitet, aber irgendwie schaut man immer nur nach unten, um nicht irgendwo rein oder rauf zu treten. Für uns geht es anschließend weiter nach Pushkar. Der beschauliche Ort liegt am Ufer des kleinen Pushkar-Sees, der für die rituelle Reinigung der Hindus eine große Bedeutung hat. Am Nordende des Sees liegt auch ein Brahma-Tempel, einer der wenigen in Indien, die der obersten Hindu-Gottheit geweiht ist. Unsere letzte Station in Rajastan ist Jaipur, die „Pink City“ . Mit etwas Schwierigkeiten finden wir mitten in der Großstadt ein Hotel, mit einem vom Verkehrslärm etwas abseits liegenden Parkplatz, wo wir schlafen können. Von dort ist es nicht weit, um mit der Metro an eines der mächtigen Tore zur Altstadt von Jaipur zu gelangen. Die rosa Fassaden der Stadt gehen auf eine Verordnung des 19.Jhdt zurück. Aus Anlass des Besuches des Prince of Wales, das späteren Königs Edward VII ließ der Maharaja alle Häuser einheitlich rosa streichen, frei nach dem Motto “ Unsere Stadt soll schöner werden“. Um nicht immerzu Parkplätze suchen zu müssen, haben wir für den nächsten Tag eine CityTour mit dem Bus gebucht. Vom Hotel gegenüber ging es mit indischer Pünktlichkeit eine ¾ Stunde später mit einem Bus voller Inder los. Vom City-Palast über das interessante Observatorium, am Palast der Winde vorbei, hoch zum Fort Nahargarh und zum Schluß mit dem Jeep zum Palast von Amber. Das berühmteste Bauwerk der Stadt, der Palast der Winde ist eigentlich nur eine 5 Stockwerke hohe, mit zahlreichen Erkern und 953 Fenstern durchbrochene Fassade, durch die ständig die Luft strömt, daher auch der Name. Von hier oben konnten die Haremsdamen ungesehen auf die Straße schauen, wenn mal wieder der Maharaja einer seiner prunkvollen Paraden abhielt. Da der Bus bei der Rundfahrt dort nicht halten konnte, haben wir am nächsten Tag noch einmal die Altstadt mit ihren verzweigten Basaren zu Fuß erkundet und auch noch ein paar der typischen Glasarmreifen für Edith gekauft. Nebenbei gab es auch noch ein paar Fotos vom Palast er Winde. Anschließend ging es über die flotte Autobahn zur Hauptstadt Indiens, nach Dehli. Mit dem Auto sind wir über verstopfte Autobahn bis ins Botschaftsviertel gefahren und konnten dort gut über die Nacht stehen. Mit dem TukTuk und der Metro kommt man von hier gut in den Mittelpunkt der Stadt mit dem großen ringförmigen Connaught Circus-Platz, um den sich mit Arkaden versehen die Flaniermeile der Stadt erstreckt. Der Platz selber ist seit dem Metrobau kein gemütlicher Park mehr und wir werden hier immer wieder von Schleppern angesprochen, aber das stört uns ja nicht weiter. Neben vielen Banken, Geschäften und Restaurants befindet sich in der Nähe auch eine Sternwarte Jantar Mantar, leider nicht so gut ausgestattet, wie in Jaipur. Trotzdem ist der Park gut für eine Pause, denn irgendwie ist mir das letzte indische Essen nicht bekommen. Eigentlich wollten wir noch zum India Gate und dem Präsodenten-Palast, aber ich bin froh, nach dem Rückweg am Auto eine Pause machen zu können. Von Dehli geht es das letzte Stückchen durch Indien nach Norden, nach Amritsar. Mitten in der staubigen Stadt liegt das Hauptheiligtum der Religionsgemeinschaft der Sikh, der Goldene Tempel. Vor dem Betreten des Tempels muss auch ich meinen Kopf mit einem Tuch bedecken, dann geht es natürlich barfuß über breite Mamor-Treppen hinunter zum heiligen See. In der Mitte leuchtet der goldene Tempel im sauberen Wasser, auf dem Rundgang kommt man an weiteren Heiligen-Schreine vorbei .In einer Ecke befindet sich ein riesiger Speisesaal, in dem täglich bis zu 35000 Besucher kostenlos verpflegt werden. Davor ist ein großer Bereich, in dem gläubige Sikh große Berge Gemüse putzen oder unzählige Teller spülen, nebenan wird das vegetarische Mahl in riesigen Kesseln zubereitet. Das ist schon eine besondere Art der Religionsausübung. Am Rand der Stadt können wir in einem ruhigen Gasthaus noch einmal etwas Wäsche machen und gemütlich ein paar Runden im kalten Pool drehen. Am Nachmittag geht es zur pakistanischen Grenze nach Attari. Wir fahren aber nicht gleich hinüber, sondern schauen uns ein besonderes Spektakel an. Jeden Tag nach Grenzschließung wird nach altem britischen Ritual der Flaggenappel auf beiden Seiten der Grenze durchgeführt. Mit nichts weiter als einer Wasserflasche und dem Fotoapparat geht es zufuß bis fast direkt an den Schlagbaum. Auf Tribünen sitzen die Besucher beiderseits der Grenze und verfolgen das farbenfrohe Zeremoniell mit viel Beifall, eine Vorstellung, fast wie in einem Musikal. Leider überrascht uns hier der erste heftige Regenschauer seit Wochen und wir sind pitschnass bis auf die Haut. Am nächsten Morgen machen wir uns mit gemischten Gefühlen auf zur Grenze nach Pakistan.