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Dienstag, 6. November 2012

Guatemala


Nach der Grenze ging es auf einer gut ausgebauten Straße in Richtung Tikal. Die hüglige Landschaft war sehr grün, meist Weideflächen mit unzähligen Rindern. Unterwegs gabes mal wieder viele nervige Toppes, die quer über die Straße verlaufenden mind. 20cm hohen Bodenwellen, nur dass im Gegensatz zu Mexico hier fast nie ein Schild warnt. Ansonsten waren die Strassen eigentlich in einem guten Zustand und wir sind unterwegs immer wieder sehr freundlichen Menschen begegnet. 
Unser erstes Ziel in Guatemala war die Maya-Stätte Tikal im nördlichen Teil des Landes. Obwohl nur 90 km von den ebenfalls im Dschungel liegenden  Ruinen von Calakmul entfernt, ist sowohl der Baustil, als auch die Flora und Fauna sehr unterschiedlich. Wir machten uns am nächsten Morgen, kurz nach Sonnenaufgang auf den Weg. Tikal war mit ca 200000 Einwohnern die größte Stadt der Mayas. Die steil aufragenden Tempel erreichen eine Höhe von bis zu 60m und sind von dichtem Regenwald umgeben. In der Ferne hörten wir mal wieder die Brüllaffen und über uns turnten die Spider Monkys mit ihren Greifschwänzen durch die hohen Bäume. Zwischen den Pyramiden trafen wir immer wieder viele possierliche Nasenbären und die schillernden Maya-Truthähne. Faszinierend war die Aussicht von dem 60m hohen Tempel 4 auf die über den Dschungel herausragenden Spitzen der Tempel am großen Plaza. Zum Sonnenuntergang sind wir noch einmal auf diesen Tempel geklettert und sind dann, da es in diesen Breiten sehr schnell dunkel wird, die 30min Rückweg bei Taschenlampenlicht durch den stockfinsteren Dschungel marschiert. Am nächsten Morgen sind wir von unserem Übernachtungsplatz, dem Hotel Jaguar Inn zurück bis zum See Lago Peten Itza gefahren. Da unser erser Badeplatz ständig von Frauen belagert war, die im See ihre Wäsche wuschen, sind wir ein Stückchen weiter am Ufer entlang  gefahren. An einem Naturreservat konnten wir in dem klaren Wasser des über 30km langen Sees baden und auch gleich übernachten.
Nach einem Einkauf in einem der seltenen Supermärkte vor Flores fuhren wir weiter durch eine hüglige grüne Landschaft Richtung Poptun . Hinter dem Ort, auf der Finca Ixobel wollten wir ein paar Tage Pause machen. Auf der Finca mit etlichen Cabanas, Baumhäusern und einem Naturpool kann man schön campen und oft treffen sich hier die Langzeitreisenden auf dem Weg von oder nach Tikal um Erfahrungen und Tipps auszutauschen. Wir hatten diesesmal aber kein Glück, es waren keine interessanten Leute da. Dafür hatte sich Edith am Nachmittag nach einer Dschungelwanderung neben unserem Platz mit einigen einheimischen Frauen an einem riesengroßen Kochtopf über das Essen unterhalten und prompt wurden wir von den Familie zum Essen in ihr Haus eingeladen- der Hausherr hatte Geburtstag. Das  Essen war sehr lecker und mit Englisch und ein bisschen Spanisch konnte man sich auch ganz gut unterhalten. 
 Am 12.11. sind wir dann weiter bis Rio Dulce gefahren . Auch hier haben wir wieder an einem (Brunos-) Hotel gestanden, da diese Plätze einfach sicherer sind. Auch auf der Finca hatte uns jeden Abend der Wachmann auf seiner Runde mit umgehängtem Gewehr gegrüßt. 
Am nächsten Tag haben wir eine schöne  Bootsfahrt auf dem Fluß Rio Dulce die rund 40km bis vor zum Meer nach Livingston unternommen. Zunächst ging es an einer alten Festung gegen die Piraten , dem Castello San Filipe vorbei. Anschließend konnte man viele nistende Wasservögel und auch mal einen richtig großen Leguan in dem üppigen Dschungel direkt am Ufer entdecken. In der Nähe von Rio Dulce haben viele                               Amerikaner ( und auch ein paar Deutsche) ihre großen Segeljachten stationiert. Der Unterschied konnte nicht größer sein, als dann unterwegs etliche Einheimische in ihrem kleinen Einbaum versuchten, ein paar Fische zu fangen. Ihre einfachen Häuser auf Pfählen lagen weit verstreut am Ufer. Livingston unterscheidet sich etwas vom restlichen Guatemala.  Dieser Ort wird von den Garifuna, den Nachfahren der Kariben und der schwarzen Sklaven,  bevölkert. Sie stammen ursprünglich von den kleinen Antillen und pflegen hier ihre Kultur, Musik und ihren englischen Dialekt. Wirklich viel zu sehen gibt es aber auch nicht, und so ging es nach einem Rundgang und der inzwischen tägliche Regenhusche zurück nach Rio Dulce. Ja, das Wetter ist hier doch ganz anders als in Mexico. Dort hatten wir fast jeden Tag blauen Himmel und Sonnenschein, hier bisher (außer in Tical) fast jeden Tag früh Sonne und am Nachmittag  den Regen.
Am 14.11. ging am etwa Bodensee-großen Lago Izabal entlang bis zur Finca el  paraiso direkt am Ufer. Dort sind es nur ein paar km und man erreicht  nach einen kurzen Fußweg durch den Wald Agua caliente,das  heiße Wasser. In einen kalten Gebirgsbach ergießt sich von der Seite ein dampfend heißer Wasserfall.Es ist schon eigenartig, auf den Rücken prasselt das warme Wasser, während die Füße langsam kalt werden.  
Am nächsten Tag hatten wir einen kleinen Ausflug zum ebenfalls wenige km entfernten  El Boqueron unternommen. Hier konnten wir uns mit einem Boot in einem engen Canyon einen Fluss ein Stück hinauf fahren lassen und anschließend den Rückweg schwimmend (oder besser in der Strömung treibend) antreten. In teilweise kräftiger Strömung kommt man sich beim ersten Mal an den Stromschnellen ziemlich hilflos vor. Aber da die Felsen  vom Wasser schön rund geschliffen sind, ist eine „Grundberührung“ nicht weiter schlimm, wenn man über sich die senkrecht aufragenden Felswände mit Tropfsteinen und dichtem Grün bewundern kann.
Die Weiterreise am kommenden Tag sah auf der Landkarte eigentlich ganz einfach aus: ca 100km die Teerstraße nach Westen. Nach ein paar km kam dann in Abständen immer mal wieder eine halbfertige tolle neue Betonstraße mit den üblichen schlechten Abschnitten dazwischen. Nur wurden diese Abschnitte im weiteren Verlauf immer länger und die Betonstrecken seltener. Bis es dann auch die Schotterpiste immer schlimmer wurde. Aber nun wieder das ganze Stück zurück und dann noch über 300km Umweg, ach die 50km schaffen wir schon... Nach rund 6 Stunden, teilweise im 1.Gang steil bergauf hatten wir die Strecke dann auch geschafft ( und waren auch ein wenig geschafft). Aber es  ist eben ein armes Land mit wenigen Autos und vielen unbefestigten Straßen. Und natürlich gab es für uns unterwegs auch schöne Landschaften und Dörfer zu sehen.
Das Leben unterscheidet sich hier abseits der großen Straßen doch stark von dem in Deutschland. Wir haben viele Männer, aber auch Kinder gesehen, die mit einer schweren Ladung des täglichen Feuerholzes auf dem Rücken in ihr Dorf zurück kehrten. An der Finca Paraiso war ein Baum umgestürzt, dort wimmelte es nur so von Kindern, die mit der Machete armlange Stücke abschlugen. Denn Gekocht wird meist mit Holz auf einer offenen Feuerstelle  mit einem Rost für die Töpfe darüber. Das separate Haus zum Kochen ist am Giebel offen, damit der Qualm abzieht. Die meisten Häuser haben hier Wände aus Brettern, ringsum ist es aber sehr sauber. Und (scheinbar) ständig sind die Frauen beim Waschen, z.T. im Fluss (falls vorhanden), meist aber an speziellen Betonwaschtrögen. Zum Trocknen wird dann gern mal der Stacheldrahtzaun genutzt, da kann die Wäsche wenigstens nicht runterfallen.
Wir waren nach einer Übernachtung an einem Hotel in Coban bis zum Ende der Teerstraße und dann mal wieder 10km Buckelpiste bis zu den Grutas (Höhle) de Lanquin gefahren. Dort sind wir auf ein öffentliches Verkehrsmittel umgestiegen und die nächsten 10km in 45min auf der Ladefläche eines Allrad-Jeeps mit weiten 10 Guatemalteken durch die Berge geschaukelt worden. Durch üppige Landschaften, vorbei an Kaffee- und Kardamonplantagen, ab und zu ein paar Kakaobäume  ging es nach Semuc Champey. Hier, mitten in einem Naturschutzgebiet stürzt donnernd ein reißender Fluss in seinem Lauf in eine Höhle, fließt ein paar Hundert Meter unterirdisch weiter und tritt dann ein ganzes Stück tiefer wieder aus. Oben auf diesem Abschnitt haben sich terrassenförmig einige türkisfarbige Poos gebildet, bei denen das klare Wasser von einem in das nächst-tiefere Becken fließt. Nach einem anstrengenden Aufstieg zum Aussichtspunkt auf die Becken konnten wir hier ein herrlich erfrischendes Bad nehmen. Wir haben in dieser abgelegenen Ecke Guatemalas erstaunlich viele Europäer gesehen, die hier in einem der Hostels Urlaub machen. Am späten Nachmittag stand nach der Rückkehr zu unserm Auto die Höhle auf unserem Programm. Am Höhleneingang gab es eine brennende Kerze und schon konnte man (natürlich noch mit Taschenlampe) die stockfinstere Höhle erkunden. Das Beste kam aber zum Schluss am Höhlenausgang, denn mit Eintritt der Dunkelheit verließen Tausende von Fledermäusen über unseren Köpfen die Höhle. In der Nacht wurden wir auf dem Parkplatz und die vielen Fledermäuse in der Höhle von 2 Wachmännern mit großkalibrigen Gewehren bewacht. Wir haben wunderbar geschlafen.
Eigentlich sollte es von hier über Coban nach Osten gehen, aber da es dort auch über eine lange Strecke nur unbefestigte Straßen gibt, haben wir mal wieder umgeplant und Kurs auf Guatemala City genommen. Leider waren sie dort sehr sparsam mit den Hinweisschildern und eine richtige Umgehungsstraße gibt es nicht. Nachdem wir 2-mal die Abfahrten verpasst hatten, war dann doch eine Ausfallstraße aus der Hauptstadt Guatemalas nach Antigua gefunden. Antigua gilt als eine der schönsten Kolonialstädte Mittelamerikas, umgeben von der reizvollen Kulisse der Vulkane Agua, Fuego und Acatenango. Über 200 Jahre war Antigua die Hauptstadt Guatemalas, mehr als 50 prunkvolle Kirchen, Klöster und Konvente wurde hier in kürzester Zeit errichtet und machte Antigua zur schönsten Stadt der „Neuen Welt“. Das verheerende Erdbeben von 1773 verwandelte die Stadt innerhalb weniger Minuten in einen Trümmerhaufen. Da dies das 3.Beben innerhalb von 60 Jahren war, wurde die Hauptstadt  40km weiter westlich verlegt und die Kirchenruinen nicht wieder aufgebaut. Wir haben Mitten im Zentrum der Stadt auf dem Gelände der Touristenpolizei einen sicheren Standplatz gefunden und konnten so zu Fuß die holprigen Pflasterstraßen mit den bunten Häusern und prachtvollen Fassaden erkunden.  Glücklicherweise sind auch in der Umgebung kaum neue Gebäude entstanden und so vermittelt dieses Weltkulturerbe den Eindruck einer kolonialen Stadt aus der Zeit vor über 200 Jahren. Einzig die vielen, wegen dem Pflaster im Schritttempo fahrenden, stinkenden Autos trübten den Eindruck etwas. Interessant waren aber auch die vielen ausgemusterten US-amerikanischen Schulbusse, die hier nun farbenfroh aufgearbeitet als           Linienbus ihre Runden ziehen. In einem Hinterhof konnten wir an einem Abend der typisch gualtemaltekischen Marimba-Musik lauschen, 6 Mann an einem Xylophon.

 Nach 5 Tagen haben wir uns von den 2 Amerikanern im VW T4, die auch mit auf dem Platz standen (die beiden hatten wir hier zum 3.mal auf einem Standplatz in Guatemala getroffen) verabschiedet und sind weiter in das Hochland nach Chichcastenango (2070m)gefahren. Hier wollten wir den Markt ansehen. Nach einer mit heftigem Gefälle und stanken Steigungen (teilweise 1.Gang) versehen kleinen Straße lag die indigen geprägte kleine Stadt vor uns. Wir waren am Vortag des Marktes nach Chichi gefahren und so haben wir mit wenig Problemen durch die schmalen Einbahnstraßen zu unserem Hotel(parkplatz) Maya Inn gefunden. Direkt neben dem Hotel wurde schon am Vorabend mit dem Aufbau der Verkaufsstände aus langen Holzstangen und Plastikplanen gegonnen. Der Maya-Markt von Chichicastelnango ist wohl an Farbenpracht kaum zu überbieten. Die Indigenas trugen ihre selbsgewebten bunten Röcke und Blusen, der Markt erstreckte sich über die halbe Stadt, viele Straßen waren nun von Ständen aber auch vielen kleinen Händlern belegt. Von Obst über Blumen, Stoffe, Leder gab es alles, was zu einem Mayamarkt gehört. Und dazu natürlich unzählige Garküchen für das leibliche Wohl. Im Umfeld der Kirche Santo Tomas wird alles von einem beißenden Qualm überdeckt. Um 1540 wurde diese Kirche von den Dominikanern auf den Stufen eines alten Mayatempels errichtet. Wie zu vorkolumbianischer Zeit wird auf den Stufen Kopalharz verbrannt, Gebete gemurmelt und kleine Opfergaben ausgelegt. Wir ließen das Treiben auf uns wirken, kauften noch etwas Obst ein und machten uns am Nachmittag auf den Weg zum Lago de Atitlan. Nach einer steilen Abfahrt erreichten wir unseren Platz am Ortseingang von Panajachel. Am Hotel Tzanjuyu hatten wir ( mal wieder als einzige Gäste) einen Platz direkt am See (auf 1500m). Am schönsten war es am Morgen, der See liegt still im Morgendunst, vor uns versucht ein Mann in einem winzigen Holzboot mit dem Netz Fische zu fangen, am gegenüberliegenden Ufer erheben sich die bis zu 3500m hohen Vulkane Atitlan, Toliman und San Pedro und ab und zu bringt ein Motorboot Leute in die gegenüberliegende Stadt San Pedro. Als die Sonne höher stieg, gab es ein erfrischendes Bad im hoteleigenen Pool (und wir sind immer noch allein). Ansonsten ist es in der Stadt aber doch ziemlich touristisch geprägt, vor allem US-Amerikaner machen hier Urlaub.

Für die Weiterfahrt nach Süden gibt es mal wieder 2 Möglichkeiten, direkt am See entlang, oder ein Stückchen höher. Wir fragen, ob die Straße am See befahrbar ist, ja ,sehr gut sogar- ist die Antwort. Die Straße am See bietet herrliche Ausbricke und außer den üblichen tiefen Schlaglöchern ist sie auch ok. Im nächsten Ort findet an der Kirche gerade eine Tanzvorführung mit schönen Masken statt und weiter geht es. Am letzten Ort 5km vor der Einmündung auf die Nationalstraße ist dann die Teerstraße zu Ende. Auf die Nachfrage bei einem Kraftfahrer, ob ich da durchkomme, erhalte ich die Antwort, es ist etwas steil, aber ich sollte es ruhig probieren. Das erste Stück geht auf, dann wird es sogar gerade aber dann wird es richtig schlimm, holperig und steil. Jetzt nur nicht irgendwo zu langsam werden, anfahren wird nichts, rückwärts geht nicht und umdrehen schon gar nicht. Nur gut, dass wir so viel Bodenfreiheit und relativ grobe M+S – Reifen drauf haben.  Mit teilweise durchdrehenden Reifen erreiche ich dann sogar ohne Aufsetzen erleichtert aber durchgeschwitzt die Teerstraße. Nun haben wir aber erst mal genug von diesen Straßen (und von der Karte und von Google, denn da geht überall die Straßen toll durch).   Weiter geht es immer gleichmäßig bergab durch endlose Kaffeeplantagen. Am Nachmittag kommen uns auf der Straße unzählige Menschen vom Kaffeepflücken entgegen und zweigen dann über eine kleine Hängebrücke zu ihrem Dorf ab. Edith hat auch mal ein paar gepflückt, ziemlich mühselig und geht nur per Hand, die Arbeit sieht man dem Kaffee nicht an, wenn man ihn in Deutschland in die Kaffeemaschine kippt.   Wir fahren aber weiter Richtung Südosten, auf die Grenze zu El Salvador zu. Die letzte Nacht verbringen wir an einer lauten Tankstelle, es war einfach nichts besseres zu finden.


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