Die Grenzabfertigung (mit Lebensmittelkontrolle) am Tunnel Cristo Redentor
ging unerwartet zügig und ohne Probleme. Die Strecke führt durch ein trockenes
Hochtal mit Sicht auf den schneebedeckten Cerro Aconcagua, den mit 6960m
höchsten Berg Amerikas (auch der überhaupt höchste Berg außerhalb Asiens). In
diesem Tal liegt auch die Puente del Inca. Die Brücke wurde allerdings nicht
von den Inkas erbaut, sondern ist ein natürlicher 28m breiter Bogen über den
Rio Mendoza. Das Wasser der hier entspringenden stark schwefelhaltigen Thermalquelle
hat den Stein rötlich-gelb gefärbt. Das Thermalbad ist seit einem Erdrutsch
nicht mehr in Betrieb.
Von dem kahlen Hochtal ging es hinunter zu den unendlich weiten
Weinplantagen von Mendoza. Der größte Teil des argentinischen Weins kommt aus
dieser heißen Gegend. Bei San Juan haben wir die Schutzheilige aller Reisenden,
die Defunta Correa besucht. Der Legende entsprechend, wollte Maria Correa mit
ihrem Säugling im Bürgerkrieg 1841 ihrem Mann folgen. Auf der Suche verlief sie
sich in der Wüste und verdurstete. Eine Gruppe Maultiertreiber fand wenige Tage
später das lebende Kind säugend an der Brust seiner toten Mutter. Obwohl sie
nicht offiziell heilig gesprochen wurde, pilgern zu bestimmten Tagen tausende
Argentinier an diesen Wallfahrtsort. Und überall in Argentinien finden sich an
den Landstraßen die selbst gezimmerten Schreine mit kleinen Opfergaben, wie
Heiligenfiguren, oft auch ein paar alten Reifen, einer Kurbelwelle oder einem
Lenkrad, immer dabei sind aber ein paar Wasserflaschen gegen das Verdursten.
Wir sind weiter nach Norden in die eigentlich staubtrockene Sierra de Valle
Fertil abgebogen. Hier regnet es nur wenige Mal im Jahr, das letzte Mal wohl
vor einer Woche. Überall sprießen die Blumen, manch Kaktus war übersät mit
Blüten. Da sich das Bauen von Brücken hier eigentlich nicht lohnt, ging es
immer wieder in den Senken durch die Flüsse. Anschließend ging es in der
Nationalpark Ischigualasto mit der argentinischen Variante des Valle de la
Luna, dem Mondtal. Hier wurden auch die ältesten vollständig erhaltene
Saurier-Skelete der Welt gefunden. Auf einer geführten Rundtour sind wir mit
dem eigenen Auto durch die bizarren Erosionslandschaften mit tief
ausgewaschenen farbigen Canyons, wunderbare Sandsteinformationen und ungewöhnlichen
Steinskulpturen oder Steinkugeln gefahren. Auch ein paar km weiter begeisterte
uns der NP Talampaya. Hier hat sich der
Rio Tala in Jahrmilionen bis zu
170 m tief in den roten Sandstein gegraben und eine Schlucht mit senkrecht
aufragenden Wänden sowie eigenartig geformten Felsen geschaffen. Wir hatten
Glück, denn nach einem kräftigen Regen hat uns der Bus durch ein teilweise noch
feuchtes Flussbett in das Tal gebracht. An den Seiten sind unzählige
Felszeichnungen präkolumbischer Kulturen zu sehen, am blauen Himmel kreisen die
Kondore und aus dem Sand schieben sich prächtige Blüten. Und passend zur Gegend
gibt es am Parkeingang einen kleinen Saurier-Park, den wir bei Vollmond mit
einem argentinischen Paar aus dem deutschsprachigen Misiones angeschaut haben.
Da weiter nördlich die Ruta 40 wegen Bauarbeiten für eine Woche gesperrt
war, ging es über einen kleinen Umweg in die Catamarca, eine der trockensten
und ärmsten Regionen Argentiniens. In
der Flussoase Fiambala hatte in den letzten Jahren einige Male die aus
Sicherheitsgründen von Afrika nach Südamerika verlagerte Rally Paris-Dakar ihr
Fahrerlager aufgeschlagen. Der Ort in der staubigen steinigen Gegend mit vielen
Dünen ist günstig gewählt, denn nur 15 km weiter speist 75° heißes Wasser das
Thermalbad in den Bergen in knapp 2000m Höhe. In der Schlucht kann man in 15
hintereinander angelegten Becken seine persönliche Wohlfühl-Temperatur
aussuchen, von fast 50 bis 25° C. Ist
doch toll, wenn man im warmen Wasser liegen kann, während unten in der Ebene
der heiße Wind den Sand über die Dünen treibt. Und da zwischendurch ein wenig
Bewegung nicht schaden kann, haben wir uns gleich nebenan eine kleine Jade-Mine
angeschaut. Ein kleines Andenken konnte man am Wegesrand dann auch noch mitzunehmen.
Anschließend ging es wieder zurück zur Ruta 40 weiter nach Norden durch den
kleinen Ort Amaicha. Hier haben wir uns ein Museum über die Quilmes-Indianer
und den Pachamama-Kult angeschaut. Eigentlich gibt es ganz in der Nähe noch die
Überreste einer Stadt von 5000 Indianern samt Festungsmauern, aber leider war
die Straße nach den Regenfällen gesperrt. Deshalb mussten wir gleich weiter bis
Cafayate fahren. In diesem Ort mit über 80 Wein-Bodegas verlassen wir nun
endgültig die Ruta 40, da die weitere Strecke bis nach Bolivien über 800km
nicht asphaltiert ist und die parallel verlaufende Ruta 68 landschaftlich
mindestens so interessant ist. Seit Feuerland sind wir im Wesentlichen (von den
Abstechern nach Chile abgesehen) dem Verlauf der Ruta 40 durch den Westen
Argentiniens gefolgt. Die Ruta 40 ist mit fast 5000 km die längste Straße der
Welt, 1000km länger wie die legendäre Route 66 in den USA, oder auf Europa
bezogen, eine einzige Straße ohne Grenzen von Portugal bis zum Ural. Durch die
vielen Abstecher sind wir seit Ushuaia schon über 9000 km gefahren und so
einiges kommt ja noch dazu. Da sie oft durch einsame Gegenden führt, hatten wir
manches Mal eine schnurgerade Straße bis zum Horizont für uns allein.
Von Cafayate führt die Straße Richtung Salta durch die Quebada da la Conchas,
ein malerisches Tal am Fluss entlang durch roten Sandstein. An etlichen Stellen
gab es Stopps mit Aussicht auf Felsformationen und kleinen Schluchten. In Salta
konnten wir vom Campingplatz bequem mit dem Bus ins Zentrum fahren. Auch wenn
Salta den Beinamen „die Schöne“ hat, wir fanden sie, vom Hauptplatz mit der
Kathedrale abgesehen, nicht so toll. So sind wir am nächsten Tag schon in
Richtung San Salvador de Jujuy aufgebrochen.
. In der sehr armen Provinz Jujuy leben noch sehr viele Indios. Hier wird
noch viel Bergbau betrieben, wir fahren durch riesige Tabak- Plantagen. In Jujuy konnten wir nach langer Zeit mal
wieder ein schönes dunkles Brot kaufen. Obwohl viele Deutsche in Argentinien
leben, gibt es fast überall nur das helle französische Baguete-Brot. Wir fahren
weiter nordwärts in das langsam ansteigende Tal Quebrada de Humahuaca. Dieses von
vielfarbigen Hügeln gesäumte war schon seit Jahrtausenden für die Urvölker ein
Korridor zwischen dem HochTal Altiplano in Bolivien und den tiefer gelegenen
Gebieten des heutigen Argentinien. Und so haben sich hier schon lange vor den
Inkas hochentwickelte Kulturen gebildet. Wir besuchen in Tilcara das Pucara,
ein gut restauriertes indianisches Wehrdorf
mit Festung. Während heute in dieser Gegend die meisten Gebäude aus
Lehmziegel errichtet werden, war dieses Dorf aus Felssteinen und die Dächer aus
Kaktusholz mit Lehmdeckung errichtet worden. Wir sind von Tilcara ein paar km wieder
zurück bis Purmamarca gefahren. Hier beginnt die gut 500 km lange Pass-Straße
über den Paso Jama nach San Pedro de Atacama in Chile. Aber zunächst haben wir
uns erst mal Purmamarca angeschaut. In der Morgensonne leuchtet der Berg der
sieben Farben hinter der kleinen alten und staubigen Inkasiedlung auf knapp
2200m Höhe. Ein Wanderweg führt um den Berg mit seinem beeindruckenden
Farbenspiel herum und auch die alte Dorfkirche, 1648 mit viel Kaktusholz
ausgestattet, ist sehenswert. Ein Stück hinter dem Ort geginnen die unendlich
vielen Serpentinen. Wir legen bei gut 3000 m Höhe eine Pause mit Übernachtung
ein, um uns an die Höhe zu gewöhnen. Zwar helfen wir mit Coca-Tee etwas nach,
aber der Körper braucht einfach seine Zeit und die Aussicht auf die Berge ist
auch grandios. Am nächsten Morgen überqueren wir die Salinas Gandes, ein
blendend weißer Salzsee. Ein Damm führt über die Salzfläche und natürlich
machen wir auch einen Abstecher auf den See. Hier wird auch Salz abgebaut, die
Gebäude, Tische, Bänke, alles ist aus Salz erbaut. Vor dem Salar de Olaros,
einem weiteren Salzsee, legen wir bei 4000m unsere nächste Übernachtung ein. Am
Morgen müssen wir bis zum Frühstückskaffee erst einmal ein Stückchen fahren,
denn die Nacht war bitterkalt und unsere Wasserleitung eingefroren. Am Paso Jama, bei 4200m verlassen wir
wieder einmal Argentinien.
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