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Dienstag, 11. März 2014

Argentinien- Ruta 40 Nord

Die Grenzabfertigung (mit Lebensmittelkontrolle) am Tunnel Cristo Redentor ging unerwartet zügig und ohne Probleme. Die Strecke führt durch ein trockenes Hochtal mit Sicht auf den schneebedeckten Cerro Aconcagua, den mit 6960m höchsten Berg Amerikas (auch der überhaupt höchste Berg außerhalb Asiens). In diesem Tal liegt auch die Puente del Inca. Die Brücke wurde allerdings nicht von den Inkas erbaut, sondern ist ein natürlicher 28m breiter Bogen über den Rio Mendoza. Das Wasser der hier entspringenden stark schwefelhaltigen Thermalquelle hat den Stein rötlich-gelb gefärbt. Das Thermalbad ist seit einem Erdrutsch nicht mehr in Betrieb.

  Von dem kahlen Hochtal ging es hinunter zu den unendlich weiten Weinplantagen von Mendoza. Der größte Teil des argentinischen Weins kommt aus dieser heißen Gegend. Bei San Juan haben wir die Schutzheilige aller Reisenden, die Defunta Correa besucht. Der Legende entsprechend, wollte Maria Correa mit ihrem Säugling im Bürgerkrieg 1841 ihrem Mann folgen. Auf der Suche verlief sie sich in der Wüste und verdurstete. Eine Gruppe Maultiertreiber fand wenige Tage später das lebende Kind säugend an der Brust seiner toten Mutter. Obwohl sie nicht offiziell heilig gesprochen wurde, pilgern zu bestimmten Tagen tausende Argentinier an diesen Wallfahrtsort. Und überall in Argentinien finden sich an den Landstraßen die selbst gezimmerten Schreine mit kleinen Opfergaben, wie Heiligenfiguren, oft auch ein paar alten Reifen, einer Kurbelwelle oder einem Lenkrad, immer dabei sind aber ein paar Wasserflaschen gegen das Verdursten.

Wir sind weiter nach Norden in die eigentlich staubtrockene Sierra de Valle Fertil abgebogen. Hier regnet es nur wenige Mal im Jahr, das letzte Mal wohl vor einer Woche. Überall sprießen die Blumen, manch Kaktus war übersät mit Blüten. Da sich das Bauen von Brücken hier eigentlich nicht lohnt, ging es immer wieder in den Senken durch die Flüsse. Anschließend ging es in der Nationalpark Ischigualasto mit der argentinischen Variante des Valle de la Luna, dem Mondtal. Hier wurden auch die ältesten vollständig erhaltene Saurier-Skelete der Welt gefunden. Auf einer geführten Rundtour sind wir mit dem eigenen Auto durch die bizarren Erosionslandschaften mit tief ausgewaschenen farbigen Canyons, wunderbare Sandsteinformationen und ungewöhnlichen Steinskulpturen oder Steinkugeln gefahren. Auch ein paar km weiter begeisterte uns der NP Talampaya. Hier hat sich der  Rio Tala  in Jahrmilionen bis zu 170 m tief in den roten Sandstein gegraben und eine Schlucht mit senkrecht aufragenden Wänden sowie eigenartig geformten Felsen geschaffen. Wir hatten Glück, denn nach einem kräftigen Regen hat uns der Bus durch ein teilweise noch feuchtes Flussbett in das Tal gebracht. An den Seiten sind unzählige Felszeichnungen präkolumbischer Kulturen zu sehen, am blauen Himmel kreisen die Kondore und aus dem Sand schieben sich prächtige Blüten. Und passend zur Gegend gibt es am Parkeingang einen kleinen Saurier-Park, den wir bei Vollmond mit einem argentinischen Paar aus dem deutschsprachigen Misiones angeschaut haben.

Da weiter nördlich die Ruta 40 wegen Bauarbeiten für eine Woche gesperrt war, ging es über einen kleinen Umweg in die Catamarca, eine der trockensten und ärmsten  Regionen Argentiniens. In der Flussoase Fiambala hatte in den letzten Jahren einige Male die aus Sicherheitsgründen von Afrika nach Südamerika verlagerte Rally Paris-Dakar ihr Fahrerlager aufgeschlagen. Der Ort in der staubigen steinigen Gegend mit vielen Dünen ist günstig gewählt, denn nur 15 km weiter speist 75° heißes Wasser das Thermalbad in den Bergen in knapp 2000m Höhe. In der Schlucht kann man in 15 hintereinander angelegten Becken seine persönliche Wohlfühl-Temperatur aussuchen, von fast 50 bis 25° C.  Ist doch toll, wenn man im warmen Wasser liegen kann, während unten in der Ebene der heiße Wind den Sand über die Dünen treibt. Und da zwischendurch ein wenig Bewegung nicht schaden kann, haben wir uns gleich nebenan eine kleine Jade-Mine angeschaut. Ein kleines Andenken konnte man am Wegesrand dann auch noch mitzunehmen. Anschließend ging es wieder zurück zur Ruta 40 weiter nach Norden durch den kleinen Ort Amaicha. Hier haben wir uns ein Museum über die Quilmes-Indianer und den Pachamama-Kult angeschaut. Eigentlich gibt es ganz in der Nähe noch die Überreste einer Stadt von 5000 Indianern samt Festungsmauern, aber leider war die Straße nach den Regenfällen gesperrt. Deshalb mussten wir gleich weiter bis Cafayate fahren. In diesem Ort mit über 80 Wein-Bodegas verlassen wir nun endgültig die Ruta 40, da die weitere Strecke bis nach Bolivien über 800km nicht asphaltiert ist und die parallel verlaufende Ruta 68 landschaftlich mindestens so interessant ist. Seit Feuerland sind wir im Wesentlichen (von den Abstechern nach Chile abgesehen) dem Verlauf der Ruta 40 durch den Westen Argentiniens gefolgt. Die Ruta 40 ist mit fast 5000 km die längste Straße der Welt, 1000km länger wie die legendäre Route 66 in den USA, oder auf Europa bezogen, eine einzige Straße ohne Grenzen von Portugal bis zum Ural. Durch die vielen Abstecher sind wir seit Ushuaia schon über 9000 km gefahren und so einiges kommt ja noch dazu. Da sie oft durch einsame Gegenden führt, hatten wir manches Mal eine schnurgerade Straße bis zum Horizont für uns allein.

Von Cafayate führt die Straße Richtung Salta durch die Quebada da la Conchas, ein malerisches Tal am Fluss entlang durch roten Sandstein. An etlichen Stellen gab es Stopps mit Aussicht auf Felsformationen und kleinen Schluchten. In Salta konnten wir vom Campingplatz bequem mit dem Bus ins Zentrum fahren. Auch wenn Salta den Beinamen „die Schöne“ hat, wir fanden sie, vom Hauptplatz mit der Kathedrale abgesehen, nicht so toll. So sind wir am nächsten Tag schon in Richtung San Salvador de Jujuy aufgebrochen.
. In der sehr armen Provinz Jujuy leben noch sehr viele Indios. Hier wird noch viel Bergbau betrieben, wir fahren durch riesige Tabak- Plantagen.  In Jujuy konnten wir nach langer Zeit mal wieder ein schönes dunkles Brot kaufen. Obwohl viele Deutsche in Argentinien leben, gibt es fast überall nur das helle französische Baguete-Brot. Wir fahren weiter nordwärts in das langsam ansteigende Tal Quebrada de Humahuaca. Dieses von vielfarbigen Hügeln gesäumte war schon seit Jahrtausenden für die Urvölker ein Korridor zwischen dem HochTal Altiplano in Bolivien und den tiefer gelegenen Gebieten des heutigen Argentinien. Und so haben sich hier schon lange vor den Inkas hochentwickelte Kulturen gebildet. Wir besuchen in Tilcara das Pucara, ein gut restauriertes indianisches Wehrdorf  mit Festung. Während heute in dieser Gegend die meisten Gebäude aus Lehmziegel errichtet werden, war dieses Dorf aus Felssteinen und die Dächer aus Kaktusholz mit Lehmdeckung errichtet worden. Wir sind von Tilcara ein paar km wieder zurück bis Purmamarca gefahren. Hier beginnt die gut 500 km lange Pass-Straße über den Paso Jama nach San Pedro de Atacama in Chile. Aber zunächst haben wir uns erst mal Purmamarca angeschaut. In der Morgensonne leuchtet der Berg der sieben Farben hinter der kleinen alten und staubigen Inkasiedlung auf knapp 2200m Höhe. Ein Wanderweg führt um den Berg mit seinem beeindruckenden Farbenspiel herum und auch die alte Dorfkirche, 1648 mit viel Kaktusholz ausgestattet, ist sehenswert. Ein Stück hinter dem Ort geginnen die unendlich vielen Serpentinen. Wir legen bei gut 3000 m Höhe eine Pause mit Übernachtung ein, um uns an die Höhe zu gewöhnen. Zwar helfen wir mit Coca-Tee etwas nach, aber der Körper braucht einfach seine Zeit und die Aussicht auf die Berge ist auch grandios. Am nächsten Morgen überqueren wir die Salinas Gandes, ein blendend weißer Salzsee. Ein Damm führt über die Salzfläche und natürlich machen wir auch einen Abstecher auf den See. Hier wird auch Salz abgebaut, die Gebäude, Tische, Bänke, alles ist aus Salz erbaut. Vor dem Salar de Olaros, einem weiteren Salzsee, legen wir bei 4000m unsere nächste Übernachtung ein. Am Morgen müssen wir bis zum Frühstückskaffee erst einmal ein Stückchen fahren, denn die Nacht war bitterkalt und unsere Wasserleitung eingefroren.      Am Paso Jama, bei 4200m verlassen wir wieder einmal Argentinien.