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Samstag, 30. November 2019

Georgien



Nach diesem Verwaltungs-Unsinn in Aserbaidschan ist die Abfertigung in Georgien ganz einfach. 
Die Grenzbeamten sind sehr freundlich, einer spricht sogar deutsch und begrüßt uns herzlich.
Hier könnten wir mit unserem Ausweis ohne Problem bis zu 365 Tage im Land bleiben. Aber wo Licht ist ist auch Schatten, hier kostet der Diesel fast so viel wie in D.
Georgien gilt politisch wie kulturell als Brücke zu Europa und bezeichnet sich selbst als „Balkon Europas“
Wir fahren durch den kleinen Kaukasus zur Hauptstadt des Landes, nach Tiflis. Einst führte die Seidenstraße durch die Altstadt. An vielen Häusern hat die Zeit deutliche Spuren hinterlassen, es wird aber auch schon heftig restauriert. Viele Häuser haben Holzbalkone und filigrane Schnitzereien, durch kleine Gassen geht es über Kopfsteinpflaster.

Die alten Karawansereien sind zu Hotels  und Restaurants umgebaut worden, der alte Charme der Stadt ist erhalten geblieben.
Wir finden einen Parkplatz in der Nähe der erst 2004 fertig gestellten Sameba- Kathedrale, der größten Kirche  Transkaukasiens. Wir überall in den georgisch Orthodoxen Kirchen gibt es weder große bunte Fenster, noch Sitzbänke. Die Innenräume sind recht leer und dunkel und werden von der Großen Altar-Wand dominiert. 
Nach einer Legende hat der georgische König Georgassali bei einer Jagd hier einen Fasan erlegt. Dieser fiel in das heiße Wasser einer Quelle und wurde gar gekocht. Genau an dieser Stelle gründete der König die Stadt Tiflis, was so viel wie warme Quelle bedeutet.
Auch heute gibt es an dieser Stelle noch 5 alte Bäder, die durch von 46°C heißem Schwefelwasser gespeist werden. Wir buchen für eine Stunde ein Privatbad im Gulo`s Sulphur Bath mit Piling und anschließender Seifen-Massage.
Hinter den Bädern führt ein Weg in die enge Feigenbaum-Schlucht-Legwatachewi mit ihren senkrechten Wänden und dem kleinen Wasserfall am Ende. Von dort wandern wir hoch zur den Resten der Nirgala-Festung mit einem tollen Blick über die Stadt, den botanischen Garten und die Glasbrücke. Als Tiflis ihren 1500. Geburtstag feierte, wurde hier oben die Statue Mother Georgia als
Symbol für den Nationalstolz der Einwohner errichtet. In der rechten Hand hält sie ein Schwert, das die Verteidigung verdeutlicht, in der rechten Hand eine Weinschale, um die Freunde Willkommen zu heißen. Unser Stadt-Bummel führt uns durch alte Gassen, über den Liberty-Square, den Flohmarkt und den gemütlichen Gassen an der Stadtmauer entlang.
Von Tiflis fahren wir weiter an vielen religiösen Kulturdenkmälern, Burg-Ruinen und vielen großen und kleinen Kirchen vorbei. Unterwegs kaufen wir an der Straße frisch gebackenes Kuchenbrot, leckeren Käse oder gefüllte Teig-Taschen, wir sehen immer wieder Stände mit Obst, Honig oder den bunten Stangen, Walnüssen mit Fruchtgelantine überzogen.
Bei    schauen wir uns das Samtawro Kloster an und fahren weiter zur alten Festungs- und Höhlenstradt Uplisziche. Das frühere wichtige Handelszentrum an

der Seidenstraße besteht zu einem großen Teil aus in den Sandstein-Felsen geschlagenen Palästen, Tempel und Wohnungen und war von einer Stadtmauer umgeben.
Eigentlich hätten man noch schöne Ausflüge in den Kaukasus unternehmen können, leider ist es dazu schon zu kalt.
Also fahren wir lieber nach Batumi, an das Schwarze Meer. Die Stadt ist im Sommer ein beliebter Badeort mit langer Partymeile und vielen Spielcasinos. Jetzt ist die Stadt mit ihrer 7km langen Strandpromenade, den vielen schönen Parks, Springbrunnen, Kirchen, Synagogen und Moscheen auf jeden Fall sehenswert. Auf dem Europa-Platz gibt es eine astronomische Uhr und die Säule mit Jason und dem goldenen Fließ. Am
Abend erstrahlen die vielen Lichter der Stadt, auf dem 130m hohen Alphabet-Tower befinden sich die eigentümlichen 33 georgischen Buchstaben.
Georgien hat uns sehr gefallen, freundliche Leute, tolle Natur, gute Weine und leckeres Essen.
Ein paar Km weiter ist dann schon die Grenze zur Türkei.

Dienstag, 19. November 2019

Aserbaidschan


Aserbaidschan ist ein kleines Land mit 10 Mio Einwohnern. Es liegt an der südlichen Seite des Kaukasus und grenzt an das Kaspische Meer.  

An der Grenze finden wir auch gleich eine Bank und decken uns mit Manat, der aktuellen Währung ein. Für die Sim-Karte suche ich mir einen richtigen Laden in Quka, dem nächsten größeren Ort. Dort tanken wir auch gleich und bekommen für rund 10€ etwas über 30l Diesel. Das ist nur halb so teuer, wie in Russland, dafür sind hier die Lebensmittel und Gaststättenpreise aber wieder höher.

In der nordöstlichen Ecke des Landes kommt ausreichend Wasser vom Kaukasus an. Wir fahren hier durch große Obst- und Wein-Plantagen, dazwischen riesige Gewächshaus-Anlagen.    
  
In Sumqayit geht es wieder zur Küsten-Straße vor. Die Stadt ist sehr modern, die breiten Alleen mit viel Grün ziehen sich durch ausgedehnte Hochhaus-Viertel. Dass in diesem Land viel Geld mit der Erdöl-Förderung verdient wird, sieht man sofort. Die Küste ist leider über weite Bereiche mit Hotels, Restaurants und Schirmchen-Strände zugebaut. Aber wir werden schon noch einen netten Platz finden.


Unseren ersten Abstecher machen wir zum brennenden Berg Yanar Dag. Wie schon in weiten Teilen Russlands, so verfügt auch Aserbaidschan über große Erdgas-Vorkommen. Durch die meisten Dörfer ziehen sich oberirdisch unzählige Gasleitungen für die Gebäudeheizungen.

Hier, am Berg Yanar Dag tritt schon seit ewigen Zeiten das brennende Erdgas aus einem 10m breiten Kalkstein-Grad an der Seite des  Hügels aus dem Untergrund.

Nur ein paar km entfernt liegt auch der Feuertempel Atashgah. Auch die hier brennende Flamme wird durch natürliches Erdgas gespeist. Ursprünglich wurde diese heilige Stätte von der Religion des Zoroastismus genutzt. Der auf Zarathustra zurückgeführte Glaube sieht in der immer brennenden heiligen Flamme das Symbol für die vollkommene Reinheit der Gottheit. Der Ort wurde im Laufe der Zeit aber auch von den Hindus

und dem Islam genutzt.

Gleich hinter dem Tempel erstrecken sich immer noch ausgedehnte Erdöl-Felder mit ihren zahlreichen Bohrtürmen und Förderpumpen. Von den vielen Bohrinseln, die entlang der Küste in Strandnähe standen, sind in dieser Ecke meist nur noch die Reste zu sehen.



Unser nächstes Ziel ist Baku, die Hauptstadt von Aserbaidshan. Wir finden gleich hinter der Strandpromenade in der Nähe vom Riesenrad einen tollen Stellplatz. Auf der gepflegten Promenade sind bei milden Temperaturen viele Aserbaidschaner unterwegs und genießen die vielen Lichter der Stadt. Vor uns erstrahlt das Riesenrad in allen Farben, ein Stück weiter funkelt die Cristall Hall,eine Sport- und Veranstalltungshalle, an der Promenade leuchtet hell der einem Bohrturm nachempfundene Uhrenturm und hinter uns, oberhalb der Altstadt lodern die drei Flame Towers wie gigantische Fackeln. Die Skyline ist schon beeindruckend.


Am nächsten Tag geht es erst einmal in die Altstadt. Über weite Strecken Zieht sich die gut erhaltene Stadtmauer um das Areal. Der Jungfrauenturm war Teil der Stadtbefestigung. Neben dem Shervanshah-Palast und einigen Museen liegen auch einige Karawansereinen (heute Gaststätten) innerhalb der Mauern. Für den nächsten Tag holen wir uns mal ein paar Eintritts-Karten für das Puppen-Theater, das auch gleich nebenan liegt. Leider können wir nur zwischen russisch und aserbaidschanisch wählen, verstehen also nicht viel. Interessant und lustig ist es trotzdem.


Die Fahrt mit dem Riesenrad bietet eine tolle Aussicht für wenig Geld und auch im Freizeitpark mit einigen Fahrgeschäften ist man günstig dabei. Zum Essen suchen wir uns meist eine Mall mit vielen verschiedenen Speiseangeboten und Preisen die super in unser Budget passen.


 Da man sich bei einem längeren Aufenthalt in diesem Land registieren muß und dies nur über ein Hotel machbar ist, ziehen wir mal kurz in ein Hotel ein. Dort erhalten wir die Auskunft, das die Registrierung erst am letzten Tage möglich ist. Dass dies nicht korrekt und für uns richtig teuer wird, erfahren wir leider erst später.     



Wir starten aber erst einmal unsere kleine Rundreise durch das Land. Von Baku geht es zunächst nach Maraza. In einer engen Schlucht liegt das zweigeschossige Mausoleum des Diri Baba, einem islamischen Mystiker.


Einige km weiter , bei Shamakhi, befindet sich ein weiteres sehr altes Mausoleum, das von Yeddi Gumbaz.



Wir fahren die alte Seidenstraße am Rand des Kaukasus weiter nach Westen und unternehmen einen kleinen Abstecher zu dem Dorf Ladidsch. Dazu geht es auf  schmalen Straßen richtig hoch in die Berge. Hinter einem engen Tal liegt der alte Ort hoch oben am Rande eines Flusses. Wir schlendern durch die Gassen und schauen den Kupferschmieden bei der Arbeit zu. Zum Abend fahren wir wieder

hinunter, denn hier war es schon am Tage bei Sonne sehr kalt. Auf dem Rückweg füllen wir an einer Wasserquelle unseren Tank auf und kaufen gleich nebenan frisch gebackenes Brot. Der runde Backofen wird mit Holz befeuert und anschließend werden die Brote mit viel Schwung zum Backen an die Wand geklebt. Was da frischgebacken und knusprig rauskommt, ist richtig lecker.




Bei Gabala haben wir einen Platz an einem kleinen See. Der Weg dorthin führt durch ein schmales Bachbett, breiter hätte der Bulli wirklich nicht sein dürfen. Der Platz schön ruhig, trocken und geschützt, hier können wir etwas bleiben. Allerdings schau ich regelmäßig in den Wetter-Bericht , denn der tonige Untergrund wird bei Regen garantiert zur Schlitterbahn.


Unsere letzte Station an der Seidenstraße am nördlichen Großen Kaukasus ist Sheki. Innerhalb der Festungsmauern liegt der Khan-Palast. Die Räume sind mit Ornamenten und farbenprächtigen Wandmalereien verziert. Die Sonne scheint durch filigrane Buntglas-Fenster.

Wie diese entstehen, kann man hautnah in einer der nebenan liegenden Werkstätten sehen. Viele kleine Glasscheibchen werden mit winzigen Holz-Elementen leimlos zu großformatigen Fensterflächen zusammen gesetzt. Da es im Kaukasus fast überall auch Ton zu finden gibt, ist das nächste Gebäude eine Töpferei, die die skurrilsten künstlerischen Arbeiten fertigt. Bei kaltem Nieselregen schauen wir uns 7km weiter im Bergdorf Kish die älteste christliche Kirche des Landes an. Hier sind wir übrigens nur noch 12km von der russischen Grenze entfernt.  


Wir fahren von hier aber erst mal in Richtung Süden. Wegen Straßenbauarbeiten geht es nur langsam über 60km übelste Baustraße. Eigentlich wollten wir noch weiter, es ist aber spät geworden und so schlafen wir bei Mingacevier an dem größten Stausee Aserbaidschans. Das andere Ende des Sees im über 50km Entfernung ist nicht zu sehen. Dafür können wir am nächsten Morgen am Horizont die weißen Berge des nördlichen Kaukasus sehen, über Nacht hat es dort heftig geschneit. Wir fahren in die andere Richtung, in die Berge des südlichen Kaukasus. Der ist nicht ganz so hoch, aber in der Nacht wird es trotzdem so kalt, das am Morgen unsere Wasserleitung im Auto eingefroren ist. Also geht es erst mal mit Heizung  hoch, in die Berge des Göygöl Milli Park. Nach dem Frühstück in der Sonne schnappen wir uns die Wanderschuhe und marschieren weiter hoch, an Schneeresten vorbei, bis zu einem idyllisch gelegenen Bergsee. Nach der Rast geht es zurück, denn wir wollen die nächste Nach doch wesentlich weiter unten verbringen. Unterwegs kann man immer wieder günstig Obst an der Straße einkaufen, diesmal sind Birnen im Angebot. Die Landschaft wird flach, der Kaukasus ist weit weg, Landwirtschaft prägt das Bild in Richtung Kaspisches Meer.


Kurz vor der Küste besuchen wir den    Nationalpark mit vielen Wasservögeln auf den Seen und jede Menge Gazellen in der davor liegenden Steppe. Ein paar km weiter, bei Elat, liegen unzählige Schlamm-Vulkane auf dem Plateau eines Berges. Überall blubbert und zischt es, der die Kegel hinab laufende Schlamm bildet tolle Muster und da Erdgas den Schlamm hochfördert genügt ein Feuerzeug, um eine kleine Fackel zu entzünden. Zum Schlafen fahren wir die Piste wieder etwas hinunter, denn das Gas entströmt aus wirklich vielen Stellen.



Die in der Gegend gibt es noch viele weitere Schlamm-Vulkane und nur 10km weiter befindet sich auch die archeologische Stätte von Gobustan. In vielen Höhlen und an überhängenden Bereichen des Berges wurden unzählige prähistorische Zeichnungen in den Felsen geritzt.


Von hier ist es nicht mehr weit bis Baku. Diese Mal haben wir uns ein Zimmer genommen, denn wenn man sich länger als 14 Tage im Land  aufhält, muss man sich zusätzlich zum Visum auch noch registrieren und das kann nur ein Hotel. Wir ziehen also wieder in das Hotel, wo wir schon von unserem ersten Registrier-Versuch kannten. Am Nachmittag kommt dann die Info, es gibt da ein Problem, wir müssten zur Migration. Dort hören wir dann, unser Hotel hätte am 14. Tag die Registrierung durchführen müssen. Da waren wir aber im Auto unterwegs und das hatten wir der ersten Übernachtung dem Hotel auch so mitgeteilt. Der Angestellte ist natürlich nicht da und seine Auskunft im gebrochenen Englisch war wohl nicht ganz korrekt. Nun wäre für dieses Relikt aus alten Sowiet-Zeiten eine Strafe von 300€ fällig, wir sind wegen diesem Unsinn sauer, aber müssen bezahlen.
Nach den letzten Tagen in Baku machen wir uns auf den Weg zur georgischen Grenze, denn unser Visa läuft bald ab.








Sonntag, 22. September 2019

Russland



Am 20.09. stehen wir in Narva vor der russischen Grenze. Von dort müssen wir noch mal zurück zum Stadtrand, um die notwendige Registrier-Nummer für die Ausreise aus der EU zu holen. Dann geht es zügig durch die Abfertigung bis auf die Brücke über den Grenzfluß Narva. Bis dahin reicht der Rückstau von der russischen Kontrollstelle. Dort haben wir jede Menge Zeit, können den Anglern im Fluss zuschauen oder die beiden, sich grimmig gegenüberstehenden Burgen von Ivanograd und Narva betrachten. Dieser Fluß war schon oft die Grenze zwischen Russland und dem Baltikum.
Der Papierkram an der Zollabfertigung ist bald geschafft, die Pass und Fahrzeugkontrolle dauert auch nicht lange und schon sind wir in Russland. 100m hinter der Grenze gibt es an der ATM russische Rubel und an der Tankstelle nach dem teuren Estland den Diesel zum halben Preis. Und auch die Sim-Karte kostet hier für 15 GB nur 6,50€.
Unsere erste Station soll Sant Petersburg sein. Da die Nächte nach dem Polarluft-Einbruch empfindlich kühl geworden sind und der weit draußen liegende Campingplatz teurer wie unser Zimmer ist, schlafen wir für ein paar Tage in festen Wänden. Ich hatte extra ein Zimmer mit sicherem Parkplatz gebucht, aber genau am Tag unserer Anreise wird die Straße gesperrt und der Asphalt abgefräst. Also parken wir in einer Nebenstraße und tragen unsere Sachen ein Stück.
Von unsrer Unterkunft kommen wir zu Fuß oder bequem mit der Metro bis zur ehemaligen Zarenresidenz, dem  Winterpalast. Hier in der Eremitage ist die bedeutendste Kunstsammlung  mit Meisterwerken berühmter Maler aus dem 15. bis 20. Jhdt zu bewundern.
Da wir einen strammen Wind aus der Polar-Region haben und die Temperaturen richtig in den Keller gerutscht sind, rüsten wir uns auf dem Rückweg erst einmal mit Mütze, Schal und Handschuhen aus. Erstaunlich, das trotz dieser Temperaturen in den Fußgängerbereichen mehrere Bands ihren russischen Hard-Rock zum Besten geben.
Am nächsten Tag schauen wir uns die Peter und Paul-Festung auf der Haseninsel in der Newa an, gehen an der Admiralität vorbei, dem Sitz der russischen Marine und kommen zur Isak-Kathedrale. Tausende von Holzpfählen wurden in den weichen Untergrund gerammt, um die 101m hohe Kirche zu tragen, die bis zu 15 000 Menschen fasst. Besonders beeindruckend sind die zahlreichen Mosaike an den Wänden.
 Auf dem Newski-Prospekt, der längsten Einkaufsstraße der Stadt, suchen wir uns ein Restaurant für das Abendbrot. Hier in Russland gibt es häufig Gaststätten in der Art einer Kantine. Hier kann man mit dem Tablett in der Hand an einem Tresen sein Essen aussuchen. Das macht die Wahl einfacher. Man sieht vorher, was es gibt und kann sich so durch die russische Küche essen. Denn obwohl ich meine sprachlichen Russisch-Kenntnisse etwas aufgefrischt hatte, bei den vielen verschiedenen Speisen muss ich dann doch passen. Außerdem laden die Preise wirklich zum ausprobieren ein und eine Borschtsch- oder Solianka-Suppe für rund 1€ stellt man meistens noch zum Kompot. Das ist nicht das Dessert, sondern ein Getränk für wenige Rubel, das schmeckt, wie aus Trocken-Ost selbst hergestellt.
Am nächsten Morgen setzen wir uns noch einmal in Metro und Bus und fahren zum Katarinen-Palast. Der liegt in Puschkin, etwa 25km vor der Stadt. Wir haben mal wieder Glück, der Palast ist noch geschlossen. Nach einer Runde durch den Palast-Garten und einer halben Stunde Warten sind wir fast die Ersten an der Kasse. Der Palast war die beliebte Sommerresidenz Katherina II. Neben vielen Prunkzimmern wurde hier auch das verschwundene Bernstein-Zimmer rekonstruiert.
Die aus Berstein-Elemente gefertigten Wandverkleidungen und Möbel wurden ursprünglich in Auftrag vom Preußenkönig Friedrich I. im Berliner Stadtschloß errichtet. 1716 erhielt es der Zar  Peter der Große als Geschenk. Im 2.Weltkrieg ist das Zimmer verloren gegangen und nun hier wiedererstanden. Leider gilt hier absolutes Fotografier-Verbot.
Der Palast ist sehr prunkvoll gestaltet und enthält auch einige möblierte Wohnräume.
Als wir den Palast verlassen, müssen wir an der mindestens 200m langen Touristen-Warteschlange vorbei. Entgegen der Eremitage gibt es hier keinen separaten Eingang für die vielen Touri-Gruppen, da müssen sich auch die vielen Besucher aus Fern-Ost in Geduld üben.
Wir verlassen am nächsten Morgen unser Zimmer und stürzen uns in den dichten Verkehr. Stadtauswärts geht es, die Gegenrichtung in die Stadt steht mal wieder km-weit im Stau. Aber auch so ist es anstrengend genug, denn für viele russische Fahrer ist Rücksicht ein Fremdwort. Es wird sehr aggressiv gefahren, viele Autos haben Beulen und wir kommen an mehreren Unfällen vorbei.
Unseren ersten Halt legen wir in Veliki Novgorod ein. Die Stadt hat einen kleinen Kreml, einen Bereich mit mehreren Kirchen, der von einer bis zu 15m hohen Mauer umgeben ist. Berühmt ist die Sophien-Kathedrale mit den 1152 in Magdeburg gegossenen großen Bronze-Toren. Zum Abend fahren wir bis zum Valdai-See und übernachten an einer Bucht gegenüber dem malerisch gelegenen Iwerski-Kloster.
Durch endlose Waldgebiete geht weiter Richtung Moskau. Unser Ziel sind die historischen Städte am Goldenen Ring, nordöstlich von Moskau. Die Städte blühten vor allem im Mittelalter wegen ihrer geografischen Lage auf. Als im 12.Jht. die Mongolen in die südlichen Landesteile einfielen, blieb der Nordosten auf Grund seiner dichten Urwälder lange verschont.
Unserer erste Station ist Sergiev Posad. Sehenswert ist hier das Dreifaltigkeits-Kloster im Zentrum der Stadt. Neben anderen Gebäuden und dem  88m hohen Glockenturm stehen 13 Kirchen im Bereich des Klosters. Wie die meisten Klöster in Russland ist auch diese Männer-Kloster noch in Betrieb. Wir kommen durch Zufall in einen klösterlichen Gottesdienst mit tollem Gesang.
Bei trübem Wetter fahren wir am 26. weiter nach Susdal. Hier gibt es keine Industrie und keine großen Verkehrsadern. So konnte die Stadt ihr historisches Aussehen erhalten. Neben dem Kreml sind drei große Klöster in der Stadt erhalten geblieben. Im Erlöser-Euthymios Kloster steht neben der Verklärungs-Kathedrale der Glockenturm. Zu jeder vollen Stunde erklingt dort ein Glockenspiel. Ein Glöckner steht dazu oben neben den Glocken und betätigt über Fuß-Pedale und mehrere Seilzüge die vielen verschiedenen Glocken.
Während der Zaren- und zu Sowjet-Zeiten dienten einige Gebäude des Klosters auch als Verbannungsort, Gefängnis, Kriegsgefangenenlager oder war Teil der Gulags. Nach der vernichtenden Schlacht von Stalingrad war hie auch Generalfeldmarschall Paulus eine Zeitlang inhaftiert.
Unweit des Kremls sind in einem Freilichtmuseum mehrere Holzkirchen und –gebäude anzuschauen.
Von Susdal geht es zur letzten Stadt am Goldenen Ring, nach Wladimir. Die Stadt war im Mittelalter Zentrum des alten Rus. Erst im 14.Jhdt wurde die Hauptstadt nach Moskau verlegt. Die Mariä-Entschlafens-Kathedrale blieb noch lange die Krönungs-Kirche der Moskauer Großfürsten. Sie ist auch das Vorbild für die gleichnamige Kathedrale im Moskauer Kreml.
Für die 12-Millionen-Stadt Moskau haben wir uns auch wieder ein verkehrsgünstig gelegenes Zimmer in der Nähe des Zentrums gesucht. Nach der morgendlichen Rush-Hour quälen wir uns langsam durch den Verkehr bis zu unserer Unterkunft. Von dort sind es nur ein paar Stationen mit der Metro bis zum Roten Platz. Und dahin führt uns auch unser erster Weg.
Der Platz liegt zwischen der Kreml-Mauer mit dem Lenin-Mausoleum und dem GUM. Wir schlendern an der Kreml-Mauer entlang, am Grab des unbekannten Soldaten vorbei  und reihen uns in die lange Schlange der Wartenden ein, die den Kreml besichtigen möchten.
Der Kreml ist auch der Amtssitz des russischen Präsidenten. Hier it alsogenau festgelegt, welche Bereiche die Touristen anchauen dürfen und wo wir nichts zu suchen haben. Und so ertönt in regelmäßigen Abständen die Trillerpfeile der Polizisten und weisen den Besuchern den richtigen Weg. Es gibt einige Kathedralen und Paläste zu besichtigen, aber für jeden muss eine neue Eintrittskarte gelöst werden. Wir hatten in den letzten Tagen so viele Kathedralen, das wir bald wieder auf dem Roten Platz mir den leuchten bunten Dächern der Basilius-Kathedrale stehen.
Da es anfängt zu regnen, schauer wir uns zuerst das Warenhaus GUM an. Das bereits 1893 eröffnete Warenhaus gilt als das größte Europas. Die drei Längspassagen wurden schon zu damaliger Zeit mit modernen 250m langen und 15m breiten Glas-Kuppeln überspannt. Die rund 200 Geschäfte entsprechen zwar nicht ganz unserer Preisklasse, ein typisches Moskauer Eis von einem Stand am Eingang gönnen wir uns aber trotzdem. Als wir wieder draußen sind ist es inzwischen dunkel geworden und die Fassade erstrahlt wie zur Weihnachtszeit.
Am Sonntag steigen wir hinab in den Untergrund. Moskau ist berühmt für seine Metro und einige der über 200 Metro-Stationen sind wirklich prachtvoll ausgestattet. Sie gelten als die Paläste für das Volk. Für die Fahrt kauft man eine Plastik-Karte mit Guthaben, zahlt 38 Rubel, gut 50ct am Eingang vor der Rolltreppe und schon geht es bis zu 50m hinunter in eine der tiefsten Metros der Welt. Alle 2-3 Minuten fährt ein Zug und so fahren wir kreuz und quer durch das Metro-Netz und schauen uns die schönsten Stationen an.
Am Nachmittag geht es zur ältesten Fußgängerzone Moskaus, zum Arbat mit seinen vielen Jugendstil-Häusern. In den Souvenir-Läden kann man zwischen unendlich vielen Matruschka-Versionen wählen. Und können wir hier auch mal wieder die Moskauer Küche testen.
Am 30.9. stürzen wir uns in den dichten Verkehr und sind echt froh, heil den Stadtrand zu erreichen. Hier, in einem großen Einkaufszentrum, füllen wir unsere Vorräte wieder auf und weiter geht es auf den langen Weg Richtung Süden. Irgendwann müssen wir auch mal wieder Tanken. Also ran an die nächste Tankstelle, aber wir hören: der Diesel alle. An den nächsten zwei auch. Irgendwann finden wir dann eine kleine Tankstelle mit Diesel, also kann es weiter gehen. Es ist spät, kein Schlafplatz in Sicht, also schlafen wir an einer größeren Tankstelle zwischen den LKW. Es klopft, das macht 200 Rubel die Nacht. Am Morgen fahren wir weiter, der der Motor vom Bulli zieht nicht mehr so Richtig. Mal geht es wieder, dann am nächsten Hügel hupen schon die LKW hinter mir. Bei besserem Wetter hätte ich schon nach einem Fehler gesucht. Gut so, denn nach dem nächsten Tanken an einer Marken-Tankstelle war wieder alles ok. 

Von Moskau bis Wolgograd sind es rund 1000km und hier ist nun endlich mal T-Shirt- Wetter. Wir besuchen zunächst vor der Stadt den Soldaten-Friedhof für die deutschen und russischen Gefallenen der Schlacht von Stalingrad. In Wolgograd erhebt sich auf dem Mamajew-Hügel die Statue „Mutter Heimat ruft“. Sie ist mit 85m Höhe einer der größten Statuen der Welt und Mittelpunkt der Gedenkstätte hoch über der Wolga. Wir schauen uns auch noch das Panorama-Museum zur Schlacht an, die ist aber sehr auf das russische Publikum zugeschnitten. Am südlichen Stadtrand liegen inmitten einer Plattenbau-Siedlung die letzten Häuser der 1764 von der deutschen Herrenhuter Brudergemeinde gegründeten Siedlung. 
Unweit dieser Stelle beginnt der Wolga-Don-Kanal, der über die beiden Flüsse das Kaspische mit dem Schwarzen Meer verbindet. Der 101km lange Kanal wurde komplett von rund 1 Million Arbeitern des GULAG-Systems errichtet, also von inhaftierten Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen.
Neben der Einfahrt in den Kanal steht die Größte Lenin-Statue des Landes. Wir verbringen die Nacht in seinem Schatten.

Am Morgen geht es weiter immer an der Wolga entlang durch die Kalmykische Steppe. An einem kleinen Dorf finden wir für ein paar Tage direkt am Wolga-Ufer einen schönen Stellplatz. Hier haben sich auch etliche freundliche Angler mit ihren Zelten für mehrere Tage eingerichtet. Und wie in jedem Dorf finden wir auch hier ein Magasin, einen Lebensmittel-Laden mit frischem Brot. Viele dieser kleinen Läden backen neben dem Brot auch andere Gebäck-Arten, wie zum Beispiel die mit verschiedenen Füllungen gemachten leckeren Piroschki.
Der letzte Tag beginnt gegen Morgen mit leichtem Niesel-Regen. Da sich die Lehm-Wege zu unserem Platz so langsam in Schlitter-Bahnen verwandeln, verlassen wir dann doch lieber schnell den Platz. Mit durchdrehenden Reifen und viel Schwung erreichen wir die feste Straße.
Weiter geht es Richtung Süden immer an der Wolga entlang. Hier in dieser Gegend wird es im Sommer richtig heiß und so gedeihen hier süße Wassermelonen in den verschiedensten Varianten. Da gerade Erntezeit ist, versorgen wir uns gleich an der Straße für wenig Geld.
 Die letzte große Stadt vor dem Wolga-Delta ist Astrachan. Wir  finden  einen schönen und ruhigen Platz an der Wolga-Promenade. Ein paar Meter weiter wird täglich ein anderes Wolga-Kreuzfahrtschiff festgemacht und die zahlreichen Passagiere mit den Bussen zum Kreml gefahren. Wir sind gemütlich durch die Stadt geschlendert, haben uns den Kreml und mehrere Parks angeschaut. Am Abend gibt es den typisch russischen Schaschlik, also nur Fleisch auf dem Spieß. Vor dem Kreml können die Touristen auch noch ein typisches regionalesAndenken erwerben. Durch ihre günstige Lage am Wolga-Delta wurden hier seit jeher viele Störe fangen, Die Stadt gilt als Hauptstadt des Kaviars. Nach der Überfischung kommt heute der meiste Kaviar aus der Stör-Zucht, die kleine Dose für 50 bis 120€ ist uns dann doch zu teuer. Wir haben uns die preiswerte Variante aus dem Supermarkt geholt und so gibt es jetzt jeden Abend Kaviar. 
Bei unserem Spaziergang durch die Stadt hatten wir auch ein Plakat der örtlichen Staatsoper entdeckt. Die Karten sind nicht teuer, in einem kleinen Laden hole ich mir noch eine vernünftige Jacke und so sitzen wir schon am nächsten Abend in der Oper. Wir schauen uns die "Zarenbraut" von Rimsky-Korsakov an. Das ist doch mal eine tolle Abwechselung in unserem Kulturprogramm.
Die Stadt hat uns sehr gefallen, wir müssen aber trotzdem so langsam weiter. Es geht durch die trockene Steppe von Kalmückien in die autonome Republik Dagestan. Unser russisches Visum gilt hier auch,

also kein Problem bei der Pass und Zoll-Kontrolle. Hier dominieren nicht mehr die russisch-orthodoxen Kirchen die Orte, hier hat der Muezzin das Sagen. Während wir in den vergangenen Wochen in Russland überhaupt keine Polizei-Kontrollen hatten, zeigen wir hier den schwerbewaffneten Posten dreimal am Tag unsere Pässe. Das muslimische Dagestan am Nordrand des Kaukasus ist die ärmste

russische Republik, allerdings auch die mit dem höchsten Bevölkerungszuwachs. Die Nacht verbringen wir am Kaspischen Meer, am Morgen gibt es am Strand die erste Pass-Kontrolle. Die Straßen sind hier wesentlich schlechter, dafür haben es aber in den Städten die Autofahrer genauso eilig.
Wir fahren immer am Kaspischen Meer entlang Richtung Aserbaidschan.

Am Stadtrand von Makhachkala finden wir einen Parkplatz am Strand. Hier ist in der Saison richtig was los. Unzählige Imbissbuden und  kleine Restaurants warten im Sommer auf die Badegäste. Jetzt ist fast alles zu, nur die Angler versuchen ihr Glück am Strand. Zum Baden ist das Wasser zu dreckig und selbst unsere Strandwanderungen werden immer wieder durch
die stinkenden Abwasser-Gräben, die ins Meer

münden, gestoppt. Für Kläranlagen ist wohl kein Geld da, dafür wird zur Zeit in der Stadt eine wirklich riesige Moschee gebaut.
Die Straße verläuft nun immer zwischen den Ausläufern des Kaukasus und dem Kaspischen Meer entlang. Das Klima ist mild, hier wachsen jede Menge Weintrauben, die man auch direkt an der Straße kaufen kann. Da Edith sich nicht entscheiden kann, machen wir eine Trauben-Diät mit 2x3kg roten und weißen Trauben für insgesamt

2,8 €.
In Derbent, kurz vor der Grenze, sieht auch das Wasser schon wieder viel besser aus. Ein kleines Hotel bietet einen Wohnmobil-Stellplatz an. Das Meer ist frisch, aber sauber und der Platz ist schön windgeschützt. So können wir nach dem Morgenbad gemütlich in der Sonne frühstücken. Leider klappt das nicht jeden Tag ohne Störung.
Da die Sperrmüll-Entsorgung individuell geregelt ist, müssen wir bei der falschen Windrichtung schon mal die Flucht ergreifen.
 Hoch über der Stadt erhebt sich die alte Festung, Die Stadtmauer, die früher bis runter zum Hafen führte, ist noch ein kleines Stück erhalten. In der Stadt kaufen wir auf dem Markt frisches Obst, Käse und auch noch mal eine Flasche günstigen Wodka. Zum Essen suchen wir uns jedes Mal eine Kantina aus und finden auch immer etwas

leckeres.
Insgesamt sind wir mit dem wenigen Russisch ganz gut klargekommen. Die Menschen waren sehr freundlich und selbst die paar Polizeikontrollen waren immer korrekt. Uns hat Russland sehr gut gefallen. Wir haben außerhalb unserer AirBnB-Übernachtungen immer frei gestanden und wurden nie auf einen anderen Platz weiter geschickt. Ein unsicheres Gefühl ist bei den von uns aufgesuchten

Plätzen nie aufgekommen. Die Versorgung war unterwegs kein Problem. Meist haben wir größere Supermärkte aufgesucht und immer ein umfangreiches Angebot gefunden. In Russland gibt es aber auch im kleinsten Dorf einen Laden, in dem man das Wichtigste bekommt. Meist wird auch gleich vor Ort frisches Brot gebacken. Wann immer es sich angeboten hat, haben wir Obst und Gemüse

gleich an der Straße, oder auf dem lokalen Markt gekauft. Die Preise sind unschlagbar und frisch ist es außerdem.
Von Derbent ist es nicht mehr weit bis zur Grenze. Ein großes Eisentor lässt immer nur ein Auto passieren, Dahinter geht es aber relativ flott durch die Kontrolle. Auf der aserbaidschanischen Seite sind sie etwas gründlicher, ich muss hinten das gesamte Gepäck ausladen und auch der Motor-Raum will durchsucht werden. Aber alles nicht schlimm, das Visum ist ok, die Zoll-Papiere für das Auto sind nicht teuer und machen auch keine Probleme und auch die Grüne Karte wird für die Versicherung anerkannt. 3 Stunden später sind wir schon in Aserbaidschan.