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Samstag, 4. Februar 2017

Marokko

Während wir in den vergangenen Jahren immer so im September/Oktober unsere Reise mit dem Bulli fortgesetzt haben, sieht der Plan in diesem Jahr etwas anders aus. Zunächst haben wir nach vielen Jahren mal wieder das Weihnachtsfest im Kreise unserer Familie verbracht. Anschließend gab es noch eine größere Familienfeier und eine Silvesterfeier mit Freunden hatten wir auch schon länger nicht. Wenn man über Jahre immer wieder längere Zeiten im Ausland verbringt, sollte man schon etwas Zeit in die Pflege von Freundschaften investieren. Wir haben unterwegs Reisende getroffen, die nach langen Touren viele Kontakte zu Freunden in der Heimat verloren haben. Wir wollten eigentlich noch im Januar eine längere Tour starten, haben dieses aber dann doch auf den Herbst 


verschoben. Da Ende Januar auch noch der Winter Einzug gehalten hat, ging es zum ersten Mal seit vielen Jahren zum Wintersport in dem Harz. Auf gut 900 Höhenmetern lag die weiße Pracht fast einen Meter hoch und nach anfänglichen Schwierigkeiten hat die Langlauftour mal wieder richtig Spaß gemacht.
Am 1.Februar sind wir dann endlich in Richtung Süden gestartet. Unser Ziel für den Rest des Winters soll das warme Marokko sein. Nach einem Zwischenstopp bei unserem Sohn in Leverkusen führt uns unser Weg im Eiltempo durch Luxemburg, Frankreich und Spanien bis nach Algeciras bei Gibraltar..
Leider haben wir unterwegs sehr viel Regen und sogar in Spanien sind die Nächte so kalt, dass wir am Morgen die Scheiben frei kratzen müssen. An einem Autobahn-Rastplatz entdecken wir ein Büro einer Fähr-Rederei. Für 170 € gibt es ein Ticket für Hin und Rückfahrt, außerdem füllt er uns gleich die Anmeldeformulare für die Migration und die Zollpapiere für das Auto aus. In Algeciras wird auch gleich noch einmal eingekauft, beim Stadtbummel gibt es Abendbrot in einer Bar. Mit der Speisekarte haben wir ein paar Probleme und die Erklärungen eines freundlichen Spaniers haben es in Anbetracht der heftigen Lautstärke der übrigen Gäste auch nicht leicht. Das Essen ist ok und wir finden einen Stellplatz am Rand der Stadt gegenüber dem Felsen von Gibraltar, leider auch wieder im Dauerregen.
 Am 11.02. geht es mit 2 Stunden Verspätung bei stürmischer See die 30km über die Meerenge zum neu erbauten marokkanischen Hafen Tanger Med. Irgendwie müssen sich wohl noch mehrere Fähren verspätet haben und nun alle gleichzeitig angekommen sein, denn auf die Einreise wartete eine ziemlich lange Schlange. Vielleicht lag es aber auch einfach nur daran, dass es Samstagnachmittag war und viele Marokkaner mit völlig überladenen Autos durch die Zollkontrolle wollten. Einen Transporter zu kontrollieren, der bis zum letzten Millimeter mit allen möglichen Sachen vollgestopft ist und dann noch auf dem Dach diverse Fahrräder unter einer Plane verbirgt, das ist schon eine Herausforderung. Nach 2 ½ Stunden haben wir es geschafft und über die Autobahn geht es flott rein nach Tanger. Wir waren schon einmal 2009 für einen 3 wöchigen Urlaub mit dem Bulli in Marokko. Aber das, was wir sehen, versetzt uns doch ins Staunen. Während in Deutschland in dem gleichen Zeitraum nicht mal der Flughafen Berlin fertig wird, sind hier ganze Stadtteile neu entstanden. Überall wird gebaut und neu sind auch die großen Marjane-Supermärkte am Rand der Stadt. In der Größe eines amerikanischen Wal-Mart-Marktes gibt es hier das komplette Sortiment, sogar Bier und Wein. Das haben wir vor 8 Jahren noch nicht gefunden. Und auch auf den Straßen hat sich einiges verändert: Dank Dekra gibt es auf den Straßen (außer den alt-ehrwürdigen Mecedes-Taxen) nur noch wenige ältere Autos. Das Land hat unter dem jungen König Hassan VI einen gewaltigen Sprung in die Moderne gemacht. Wir übernachten auf einem Stellplatz in Assilah und fahren bei heftigem Regen weiter nach Süden. Irgendwann muss doch mal das Wetter besser werden. Auch in Rabat, der Hauptstadt Marokkos, finden wir auch nahe der Medina einen Übernachtungsplatz, aber auch am Morgen hat der Regen noch nicht aufgehört. Casablanca umfahren wir auf dem weiten Autobahnring, denn außer dem berühmten Caffee aus dem Film-Mytos „Casablanca“ hat die 2,5 Mio-Stadt wenig zu bieten. Bei Oualida hat endlich die marokkanische Sonne den Sieg errungen, auf einem großen bewachten Parkplatz kann man bequem übernachten. Am Abend sind es über 30 Wohnmobile, die hier eine Zwischenübernachtung einlegen. Die meisten sind Franzosen, denn der Ort ist bekannt für seine guten Austern. Am Morgen wird auch außerdem frisches marokkanisches Brot bis vor die Autotür gebracht und Wasser und Entsorgung ist auch möglich. Da ein paar Sachen am Bulli gemacht werden müssen und der nahe lange Sandstrand neben der steilen wellenumtosten Klippen zum Spazierengehen einlädt, bleiben wir 2 Tage. Anschließend
geht es dicht an der grünen Küste entlang nach Safi. Gleich neben der Stadtmauer haben sich auf einem Hügel die Töpfer angesiedelt. In den Gassen liegt der eingeweichte Ton, in den Werkstätten werden neben den typisch Tagine-Töpfen auch alle anderen Arten von Gebrauchskeramik gefertigt und anschließend verziert. Überall stehen die Rohlinge zum Trocknen und gleich daneben wir auch schon der Brennofen mit Tamarindenbüschen vorgeheizt. In der kleinen Medina ist das Angebot überschaubar, aber wir holen uns ein paar gebratene Sardinen zum Mittag, denn Safi ist auch für seine Sardinenfischerei bekannt. Am Rande des Ortes liegen auch die Verarbeitungsbetriebe, bevor große Sulfat-Fabriken das Bild bestimmen. Den Touristenort Essaouira mit dem portugiesischen Fort hatten wir uns bei unserer letzten Reise ausführlich angesehen, also fahren wir weiter Richtung Agadir. 30km vor der Stadt stehen an der Steilküste einige Wohnmobile für die Nacht und wir machen auch eine Pause. Auf den letzen 200km ist es endlich merklich wärmer geworden. Während im Wasser die Surfer auf ihre perfekte Welle warten, können wir hier nun endlich (am 18.02.) mal wieder draußen frühstücken. Hier in dieser Gegend war vor ein paar Jahren die Platte, ein Stellplatz für Wohnmobile, wo etliche Hundert Fahrzeuge, vor allem Franzosen, die winterlichen Monate verbracht haben. Da vor allem das Problem der Entsorgung nicht geklärt war, wurde dieser Platz geschlossen, ein Hotelkomplex soll dort nun wohl entstehen. Nach einem Einkauf bei Agadir sollte bei Tifnite nach unserem Womo-Führer ein Stellplatz am Meer sein, dort wurden wir fort geschickt. Im Dunkeln sind wir dann in Sidi-Wassay auf einem Camping gelandet. Der Platz ist sehr abgelegen, sauber aber auch teuer. Ein reiner Stellplatz eben, ohne Schatten und mit leerem Pool. Auf dem Weg weiter nach Süden geht es hinter Tiznit immer an der Küste entlang. Wir sehen auf einer Wiese gleich hinter den Dünen ein paar Fahrzeuge. Über eine Piste geht es vor, leider ist der Untergrund so locker, dass es nach einem kurzen Stopp nicht mehr weiter geht. Also Luft runter von den Reifen und schon stehen wir auch hinter den Dünen. Vor uns haben etliche junge Leute mit ihren ausgebauten LKW eine richtige Wagenburg gebildet. In der Mitte ein paar Biertisch-Garnituren neben dem Lagerfeuer. Zum Nachmittag kommen zu ihren 8 Fahrzeugen noch 2 große dazu. Wahrscheinlich hat der Besitzer des Geländes mit dieser Art Camper schon schlechte Erfahrungen gemacht, denn wenig später erscheint er und erklärt, dass der Platz am nächsten Tag zu räumen ist. Also müssen auch wir weiter, obwohl wir grundsätzlich nie Müll o.ä. an unserem Platz zurück lassen. Am Plage Legzira schauen wir uns ein großes Felsentor an, das die Wellen am Ufer aus dem roten Gestein geschaffen haben. Ein großer Trümmerberg gleich daneben zeugt von einem weiteren ehemaligen Tor, das wohl erst vor kurzem eingestürzt ist. In Sidi Ifni finden wir gleich hinter dem Strand einen gemütlichen Camping. Die kleine Stadt wurde von den Spaniern gegründet und hat mit ihren breiten Treppen und offenen Straßen dieses Flair erhalten. Wir bleiben ein paar Tage und lassen uns die Sardinen und Calamaris an einer Fischküche am Fischmarkt schmecken. AmWochenende findet ein riesiger Markt gleich daneben statt. Unter großen Planen findet sich hier alles, was man zum Leben braucht. Am Sonntag, kurz vor dem Abbauen des Marktes schlendern wir noch einmal durch die Stände, schauen einer Schlangen-Beschwörerin zu und erstehen fürnur 2 Dirham, also 20 Cent 3 kg Mandarinen. (Normal sind 5Dh/kg) .Hinter Guelmim statten wir dem Plage Blanche einen Besuch ab. Der Strand ist zwar nicht mehr ganz weiß, leider haben wir auch meist heftigen Wind, wir finden trotzdem an dem einmündenden Fluss einen guten Platz. Das Auto dient als Windschutz, das Sonnensegel gibt uns Schatten und am Abend brutzeln die Würstchen und Kartoffel- oder Auberginien-Scheiben auf dem Grill. Nach ein paar Tagen kommt dichter Nebel auf und wir ziehen weiter. Bei Tan Tan mündet die Draa ins Meer. Die Gegend ist trocken und steinig, wir übernachten im Nebel neben einer Polizeistation direkt an der Steilküste. Eigentlich soll hier erst ab April der Nebel aufziehen, denn der kalte Kanarenstrom an der Küste trifft auf die heiße trockene Festlandsluft. Der Nebel liegt wie eine Wand über dem Meer und hört 100m landeinwärts auf. Wir fahren auf einer Piste parallel zum Ufer bis nach El Quatia und haben immer die Wand neben uns. Unterwegs gibt es sogar mal ein paar Kamele zu sehen, denn die sind hier nicht mehr so häufig. Den großen Kamelmarkt von Guelmim gibt es schon ein paar Jahre nicht mehr. 200km weiter beginnt schon die Westsahara, aber die Strecke ist ziemlich eintönig. Also fahren wir lieber wieder zurück durch das moderne Tan Tan nach Guelmim und dann weiter ostwärts bis Icht. Von hier wollen wir auf einer anfangs kleinen Straße, später Piste nach Norden in den Antiatlas. Die Straße führt immer durch ein trockenes Flußtal, dass immer wieder mal von Oasen unterbrochen wird. Dann geht es steil nach oben und ab Izerbi folgt eine Flußoase auf die andere. Die Straße windet sich zeitweise etwa in Bullibreite durch dichte Palmenhaine in gut 1200m Höhe. Kleine Dörfer liegen wie an den Fels geklebt. Die Frauen sind hier ganz anderes gekleidet , wie an der Küste,
Fotos mögen sie alle nicht. Vor  geht es dann wieder steil in das weite Tal der Ameln hinunter. Hier werden Mandeln angebaut, das Mandelblütenfest ist leider schon vor ein paar Wochen gewesen. In der Mitte des Tales liegen verwitterte Granitformationen, die ein belgischer Künstler vor Jahren teilweise blau angestrichen hat. Das sieht schon bizarr aus, aber über Kunst lässt sich eben streiten. Wir finden dort aber einen gemütlichen Schattenplatz und bleiben ein wenig.
Durch das Tal über die umliegenden Berge kann man schön wandern und durch die Höhenlage von etwas über 1200m ist es auch bei Sonne nicht allzu heiß. Am Sontag den 12.3. besuchen wir Tafraoute und müssen feststellen das in diesem Jahr das Mandelblütenfest nicht wie im Internet angegeben im Februar war, sondern genau am vergangenen Wochenende. Schade, dass nicht wenigstens an der Straße ein Plakat gestanden hatte. Die Bühne im Ort wird gerade abgebaut, aber die Stände und das große Festzelt stehen noch. Also schauen wir uns noch etwas um, finden zwar keine Mandeln, kaufen dafür aber ein paar Datteln und hören einer Trommelgruppe zu. Im örtlichen Basar sind die Schuster fleißig am arbeiten, ein paar Schuhe nehmen wir gleich mit. Für den Abend finden wir ein einfaches gutes Restaurant und lassen uns die Tajine und den Couscous gut schmecken. Neben dem Campingplatz stehen hunderte Wohnmobile und wir finden dort auch noch einen Platz. Für ein Euro Standgebühr kommt an nächsten Morgen sogar der Bäcker über den Platz und verkauft frisches Brot zum Frühstück. Es geht weiter durch den Anti Altas. Nördlich von Tafraoute liegt das fruchtbare Tal der Ameln und hier gibt es auch ausgedehnte Mandelplantagen. Die Ortschaften liegen meist am Rande des Tales, oft überragt von den Resten einer Speicherburg. Hier konnten sich die Einwohner bei den zahlreichen Überfällen in Sicherheit bringen und hier wurde auch das Saatgut sicher verwahrt. Durch trockene Hochtäler geht es über einsame schmale Straßen nach Taliouine und dann über die Nationalstraße Richtung Ouarzazate. Kurz vor dem Ort biegen wir ab zum Ksar Ait-Ben-Haddou. Der Lehm-Ksar mit seinem hohen Lehn-Türmen hat bereits für viele Hollywood-Filme als Kulisse gedient und auch Games of Thrones wurde hier gedreht. Hinter Ouarzazate beginnt die Route der Kasbahs, meist viereckige mit Türmen versehene Lehmkomplexe. Leider werden viele von ihnen nach den Regenfällen nicht mehr instand gesetzt, viele sind nur noch Ruinen. Von der Straße unternehmen wir einen Ausflug in die enge Dades-Schlucht und am nächsten Tag in die Todra-Schlucht. Am Ausgang der Schlucht, in Tinghir geht es leider erst einmal in eine Werkstatt, der Auspuff muss geschweißt werden. Über eine kleine Straße nach Alnif steuern wir das Sandwüstengebiet von Erg Chebbi an. Hier erwarten uns ein paar alte Bekannte, Conny und Friedrich. Wir können direkt zwischen den Sanddünen auf einem kleinen Campingplatz stehen. Bei einer Jeep-Safari geht es gemeinsam durch die Sandwüste, über Steinpisten, durch verlassene Dörfer in Richtung der algerischen Grenze. Hinter einer Blei-Mine suchen wir Fossilien und Mineralien und werden sogar fündig. Am nächsten Tag wollen wir die mit 150m höchste Düne Marokkos besteigen. Früh am Morgen geht es los, als wir oben sind, wird auf dem Gipfel gerade das Ziel einer Motoradrally aufgebaut. Wer den steilen Anstieg mit dem Motorrad nicht schafft, muss die letzten paar Meter zu Fuß durch den Sand krabbeln. Wie auch wir feststellen müssen, ist das gar nicht so einfach, denn bei jedem Schritt nach oben, geht es mindestens einen halben im rutschenden Sand wieder zurück. Die Aussicht entschädigt für die Mühen. Nach ein paar Tagen finden wir einen Platz, der neben die Aussicht auf die Dünen auch noch einen erfrischenden Pool bietet. Hier verbringen wir einige Tage, überstehen auch mal einen kleinen Sandsturm und lassen es uns richtig gut gehen. Zwischendurch geht es immer mal wieder in die Dünen, denn hier starten auch viele Kameltouren in ein Wüstenbiwak.