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Dienstag, 10. November 2015

Nepal

An der Grenze haben wir erfahren, dass alle Grenzübergänge von Indien nach Nepal für alle mehrspurigen Fahrzeuge gesperrt sind, deshalb campieren hunderte von LKW seit 80 Tagen vor der Grenze. Da wir keine Inder sind und nachdem wir unser Auto mit allen verfügbaren Schildern (German, Deutschlandfahne, Lefthand Driver) geschmückt haben, rollen wir ganz langsam über die Grenzbrücke. Quer über die Brücke sind Planen gespannt, Demonstranten haben Steinsperren gelegt und weiter hinten zeugen abgebrannte Reifen von heftigen Auseinandersetzungen. Auf der Brücke geht es eng durch die Menschenmassen hindurch, mehrmals müssen die Abspannungen für die Planen angehoben werden, damit wir durchpassen, aber alles ist friedlich, wir winken freundlich und sie winken zurück. Geschafft. Wir sind in Nepal. An der Grenze bekommen wir unsere Visa (nur gegen US-Dollar) und unser Zollpapier fürs Auto wird gestempelt. Weiter geht es durch relativ leere Straßen, denn hier gibt es schon lange kein Benzin mehr (oder wenn, dann nur auf dem Schwarzmarkt zu 5-8 €/l). Die meisten Tankstellen sind leer und verlassen, an einigen stehen hunderte von Motorrädern, an anderen lange Schlangen mit Dieselfahrzeugen. Ab und zu soll es Sprit geben, zuerst für Krankenfahrzeuge und Busse, der Rest rationiert, pro Motorrad 5l bis es alle ist. In größeren Orten stehen endlose Schlangen mit Propanflaschen, denn das ist auch alle. Alle Flaschen sind mit einem Seil gesichert, damit keiner die Reihenfolge ändert. Auch wir müssen uns genau überlegen, für welche Strecken unser Diesel reicht, denn in den Bergen braucht man doch mehr. Unser erstes Ziel ist Pokhara am Annapurna-Gebirge. Der Ort liegt schön am Pheba- See und ist neben Katmandu der Haupttouristenort in Nepal. Von der Blockade ist hier wenig zu merken, höchstens mal ein Schild, dass es kein Gas mehr gibt, oder für den Rundflug noch Benzin da ist. Hier gibt es sogar Supermärkte auch wenn wohl die Preise inzwischen gestiegen sind. Von Pokhara kann man gut Wandern, wir machen einen Ausflug zu einer Pagode und fahren anschließend auf den in der Nähe liegenden Campingplatz des Schweizers Erich. Hier kann man endlich wieder die Ruhe genießen und sich auch mal im Pool erfrischen. Hier erfahren wir auch ein paar Hintergründe zu der Blockade. Nach der neuen (1.) Verfassung soll wohl die indisch-stämmige Bevölkerung im Süden aus ihrer Sicht nicht genügend Rechte erhalten haben. Vor allem geht es aber wohl um wirtschaftliche Interessen zur Verwertung der Wasserkraft und der Wasserregulierung und da muss nun ganz Nepal drunter leiden. Die Schäden sind inzwischen weit höher, als von dem verheerenden Erdbeben im April d.J. Wir können nur hoffen, dass die Situation nicht eskaliert, denn wenn hier wirklich mal Propan-Gas oder Benzin verkauft wird, geht das inzwischen nur noch unter Polizeischutz. Am 13.11. wird in Nepal das Lichterfest gefeiert. In unserem kleinen Dorf Pame sind die Häuser mit Lichterketten geschmückt, vor vielen Häusern werden mit Farbpulver Mandalas gelegt und zum Einbruch der Dunkelheit viele Kerzen angezündet. Über den Dorfplatz kommt eine große Lampe (wir haben Glück, die tägliche Stromsperre ist schon vorbei) und ein paar Bänke und Stühle werden raus geräumt. Nach einigen langen Reden können wir traditionelle Tänze der Dorfjugend anschauen. Hier ist endlich mal was los und so wird es auf dem Platz ziemlich eng. Auch wenn es nichts zu Essen oder Trinken gibt, interessant ist es auf jeden Fall. Und freundlich sind auch alle, da man uns als einzige Touristen im Ort inzwischen kennt. Nach ein paar Wanderungen in die umliegenden Dörfer am Fluss unternehmen wir am 19.11. einen Ausflug zum oberhalb von Pokhara liegenden Berg Sarangot. Wir sind zwar im Himalaya, aber von unserem Campingplatz im Talgrund kann man selbst bei guter Sicht keine hohen Berge sehen. Um die 8000der Gipfel des Anapurna-Gebirges erblicken zu können, muss man schon etwas klettern. Bei gutem Wetter geht es durch die Reisterrassen steil bergan. Wir müssen rund 900 Höhenmeter überwinden und kommen immer wieder an den kleinen Häusern der Reisbauern vorbei. Es wird auch Hirse geerntet und vor dem Pflügen mit dem Ochsengepann der Kuhdung mit Kiepen auf die Felder gebracht. Der Reis ist hier schon abgeerntet und wird in hohen Strohdieben zwischengelagert um anschließend von Hand ausgedroschen zu werden. Nach ein paar kleinen Umwegen (denn Wegweiser für die Wanderung gibt es nicht) erreichen wir zum Abend den Gipfel und suchen uns ein kleines Gasthaus für die Nacht. Am Morgen können wir bei relativ guter Sicht den Sonnenaufgang über schneebedeckte Berge genießen. Knapp 40km sind die 7- 8000m hohen Anapurna 1 und 2 und der heilige Fishtail entfernt. Wir sind begeistert von der Aussicht, unten im Tal liegt eine geschlossene Wolkendecke über dem Febasee. Am 20.11. rumpeln wir über den schlechten Weg zurück nach Pokhara. Mit einer kleinen Ruderfähre besuchen wir einen kleinen Tempel im See und füllen anschließend im Supermarkt unsere Vorräte auf (der erste seit Thailand !). An nächsten Morgen fahren wir über fast leere Straßen zur Hauptstadt Nepals, nach Kathmandu. Die Millionenstadt liegt in einem weiten Talkessel im Zentrum des dicht besiedelten Kathmandu-Tals auf etwa 1300m Höhe. Unser erster Weg führt uns erst mal in eine kleine Werkstatt, denn das erst in Argentinien gewechselte Thermostat funktioniert nicht mehr so richtig, der Motor wird zu heiss. Nachdem ich das Teil ausgebaut habe, setzt sich der Mann von der Werkstatt auf Motorrad und kommt 2 Stunden später mit dem Ersatz zurück. Kurz danach habe ich wieder alles zusammen und es geht zurück über die verstopfte Ringstraße in den Westen der Stadt. Irgendwie ist hier von Spritmangel wenig zu sehen, die Straßen sind voll und trotz der vielen Elektro-Tuktuks kann man vor Abgasen und Ruß kaum atmen. In der Nähe der Stupa von Swayabhutanath finden wir einen Schlafplatz. Am Morgen machen wir uns auf den Weg. Eine große Gebetsmühle markiert den Beginn der Treppe hinauf zum Heiligtum. Gebetsfahnen wehen in den Ästen der Bäume und nach hunderten von Stufen stehen wir vor der Stupa mit den allesüberblickenden Augen Buddhas hoch über Kathmandu. Unzählige Affen versuchen immer wieder etwas von den mitgebrachten Opfergaben zu stibitzen. Leider sind hier oben etliche der Tempelbauten vom letzten Erdbeben stark beschädigt. Und auch an dem Kloster, in dem rotgekleidete tibetische Mönche eine neue Heimat gefunden haben, wird gearbeitet. Von hier geht es nun direkt ins Zentrum der Stadt. Von unserem Parkplatz machen uns auf den Weg zur Yoghir Singh Marg , einer engen alten Handelsstraße nach Tibet, in der es unzählige kleine Geschäfte mit Gewürzen, Tuch, Metallarbeiten und dazwischen immer mal wieder einen Tempel gibt. Für das letzte Stück mit dem Taleju-Tempel und dem Dubar Square mit dem Palastbereich muss man leider wie für mehrere andere bedeutende öffentliche Plätze und Straßen in Kathmandu als Ausländer 10 bis 15$ Eintritt bezahlen. Brrr… Leider sind auch hier viele Tempel beim Erdbeben beschädigt oder völlig zerstört worden. Gut gehalten hat sich der Shiva-Parvati-Tempel. Hier schauen Gott Shiva und seine Gemahlin Parvati wie ein altes Ehepaar aus einem Fenster im oberen Stockwerk des Tempels auf das rege Treiben am Durbar Square. In Boudha, 6km östlich von Kathmandu steht die einst größte Stupa des Landes an. Leider ist von der 40m hohen buddhistische Stupa seit dem Erdbeben nur der halbkugel-förmige Unterbau erhalten, aber zumindest scheint hier der Wiederaufbau bald zu beginnen. Nur 2km südlich liegt Pashupatinath mit dem bedeutendsten Hindu-Schrein Nepals. Der Tempel beherbergt das heilige Lingam, das Symbol Shivas und darf nur von Hindus betreten werden. Vor dem Tempel liegen entlang des Bagmati- Flusses die öffentlichen Verbrennungsplätze. Hier werden auch die rituellen Waschungen der Totenzeremonie durchgeführt. Wir verlassen nach so vielen Tempeln Kathmandu und fahren hinauf in die Berge nach Dhulikel. Der Ort bietet sich an als Ausgangspunkt für Wanderungen durch kleine verschlafene Bergdörfer, fernab jeglicher Straßen. Theoretisch soll man wohl von hier auch den 145km entfernten Mt.Everest sehen können, wir sind aber schon froh über das Panorama der 40km entfernten 7000der um den Langtang. Die schmalen Wege führen uns durch eine Terrassenlandschaft bis zum Pilgerort Namobuddha. In einem kleinen Hotel übernachten wir und nehmen am nächsten Tag den Rückweg nach Dhulikel. Nach einer weiteren anstrengenden Tageswanderung in ein Seitental geht es am 28.11. über Kathmandu zurück nach Dakshin Kali. Hier befindet sich der Opferplatz der blutrünstigen Göttin Kali. Wir haben aber wahrscheinlich den falschen Tag gewählt, denn außer dem Priester, ein paar Touristen und ein paar wartenden Hühnern ist nichts los. Hier wird sonst der Göttin Kali, der zornigen Manifestation von Parvati bei bedeutenden Bitten ein lebendes Tier geopfert. Nun gut, warten können wir nicht, denn so langsam wird unser Tank bei den Fahrten durch die Berge doch leer ( und die Tankstellen sind immer noch alle geschlossen) und unser Visum läuft auch bald ab. Also geht es über kaputte Straßen zurück nach Kathmandu und weiter spritsparend in Tal entlang bis Mugling. Hier haben wir noch mal einen ruhigen Platz und Zeit, um am Blog zuschreiben, auszuspannen und die Route Indien vorzubereiten. Am 3.12. geht es weiter zu Grenze.