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Montag, 3. Februar 2014

Chile Mitte

Am 2.2. ging es bei Dauerregen ohne Probleme über die Grenze. Die Wälder und Straßenränder entlang der Strecke waren vom letzten Vulkanausbruch durchgängig bedeckt mit heller Vulkanasche. In Puyehue  haben wir uns bei frischen Außentemperaturen erst einmal einen Tag lang in das warme Wasser einer Terme gelegt. Weiter ging es über Frutillar (Erdbeerhausen) und Pto. Varas  nach Puerto Montt, dem Beginn der Carretera Austral. In dieser Gegend haben sich in der 2. Hälfte des 19. Jhdt viele deutsche Aussiedler niedergelassen. An vielen Gebäuden aus der Gründerzeit ist das heute noch sichtbar und beim Bäcker gibt es deutschen Streuselkuchen.  Anschließend sind wir mit der Fähre zur Insel Chiole übergesetzt. Wegen der hohen Niederschlagsmengen erstrecken sich ausgedehnte sattgrüne Vielweiden in der hügligen Landschaft. Eine Besonderheit der Insel sind die vielen mit Holzschindeln gedeckten und verkleideten Häuser und viele denkmalgeschützte Holzkirchen. Wir haben uns die Kirchen in Nercon und Chonchi angeschaut und natürlich auch den Sonntagsmarkt von Dalcahue besucht. Eine besondere Augenweide war die leuchtendgelbe, blechverkleidete Holzkirche in Castro. Hier entlang der Küste haben früher viele arme Fischer ihre Häuser auf Pfählen im Niemandsland zwischen Ebbe und Flut gebaut. Auch heute sind fast alle diese Häuser noch bewohnt, viele hübsch restauriert und manche zum Hostel oder Hotel umgebaut. Natürlich haben wir auch das Nationalgericht der Insel, den im Erdofen zubereiteten Curanto gekostet, der aus Gemüse, Fleisch, Wurst und einem Riesenberg Muscheln besteht. Nach dem Abstecher auf die Insel ging es wieder nordwärts zur chilenischen Variante der sieben Seen. Dieses Seengebiet liegt in der Gegend um Villa Rica und ist in der Ferienzeit (und wir hatten gerade Sommerferien) ein Riesiges Urlaubergebiet. Überall gibt es volle Badestrände  an den kristallkaren frischen Seen, auf danen allerdings fast ständig die Jetski und Motorboote Ihre Runden ziehen, ringsum liegen Bergen, über die immer mal wieder ein schneebedeckter Vulkan lugt, es gibt unzählige Campingplätze, volle Orte und viele Thermalbäder. Wir hatten ein paar Tage Pause an einer kleinen ruhigen Bucht vor Conaripe gemacht und uns die Terme Geometrica ausgesucht. Wie alle Termen geht es natürlich erst mal 20km über eine Schotterpiste in die Berge, aber die Anlage ist schon sehenswert. In einem engen Tal liegen 20 Thermalbecken mit unterschiedlichen Temperaturen, alle durch Holzstege verbunden, unter dem der Bach rauscht. Zur Abkühlung kommen von oben kommen ein paar eiskalte Wasserfälle und das Ganze in einer üppigen Vegetation aus Bambus, Fuchsien und den wie riesengroßer Rhabarber aussehenden Nalcapflanzen.
Auf dem Rückweg haben wir bei Lican Ray einen Stopp eingelegt. Auf der Halbinsel neben dem schwarzsandigen Badestand konnten wir uns eine Ruca, das schilfgedeckte Langhaus der Mapuche-Indianer anschauen und auch mal ihre Küche probieren. Diese Indianer hatten über 300 Jahre den Eroberungen der Spanier widerstanden und wurden erst Mitten des 19.Jhdt missioniert. Ein paar km weiter liegt schon der nächste See mit dem Ort Villarrica und gleich daneben der Vulkan Villarrica mit meist einer kleinen Rauchfahne und einem weißen Schneekragen. Am Ende des Sees haben wir in Pucon noch ein paar Tage Standurlaub bei strahlendem Sonnenschein eingelegt. Leider kommt das Wasser von den Bergen und ist selbst jetzt im Spätsommer noch empfindlich kalt. Aber das ist nun mal so in Chile, die Badeseen bekommen ihr kaltes Wasser von den immer nahen Anden und an der Küste sorgt der Humboldtstrom ständig für Nachschub von frischen arktischen Wasser. Da kann man sich in Europa richtig glücklich schätzen, dass der Golfstrom warmes Karibikwasser nach Norden schaufelt. Wir sind von Pukon zurück zur Panamericana und dann zügig nordwärts gefahren. Unterwegs haben wir einen Stop an Chiles größtem Wasserfall Salto de Laja eingelegt und konnten staunen wie wenig Wasser um diese Zeit über die 50m breite Kante fällt.
Bei Teno ging es von der Autobahn hinunter in Chiles größtes Weinanbaugebiet, das Valle Nancagua. Alle großen Weine des Landes kommen aus dieser Region. Neben riesigen Rebplantagen wächst auch jede Menge Obst in diesem weiten Tal und so konnte man sich mal wieder an der Straße vernünftig versorgen. Dort, wo allerdings die künstliche Bewässerung endet, erstreckt sich sofort die trockene Buschsteppe in der hügligen Landschaft. Ab Santo Domingo beginnt der Teil der Pazifik-Küste, wo viele Hauptstädter ihre Ferien verbringen. In dieser Gegend gibt es viele Hotelanlagen und Ferienhaus-Siedlungen. Wir haben in San Antinio eine kleine Hafenrundfahrt gemacht und den Fischmarkt besucht. Hier streiten sich die Kormorane mit den Möwen und den Seelöwen, wer die besten Fischabfälle bekommt. An der Uferpromenade konnte man einer Tanzgruppe zuschauen ( diese Sporen werden auch beim Reiten getragen).  Am nächsten Morgen ging es dann nach Valparaiso. Die wichtige  Hafenstadt liegt in einer engen Bucht und zieht sich die steilen Hänge hinauf. Um in die oberen Stadtteile zu gelangen, wurden ab Mitte des 19.Jhdt 30 Schrägseilaufzüge gebaut. Während die ersten noch mit Wasserkraft und später mit Dampfmaschinen betrieben wurden, kamen ab 1900 Elektromotoren zum Einsatz. 7 dieser Aufzüge funktionieren heute noch und von den oberen Stadtteilen hat man einen schönen Ausblick auf den Hafen und die bunten, meist blechverkleideten Häuser ringsum. Leider sind durch die häufigen Erdbeben in dieser Gegend auch viele Gebäude beschädigt. Und in keiner anderen Stadt wird so häufig vor Taschendiebstahl gewarnt. So haben wir uns auch nicht allzu lange in der Stadt aufgehalten und sind über die Autobahn weiter in die Hauptstadt Santiago de Chile gefahren. Am Abend war der Verkehr in der Stadt recht gemütlich und so ging es fast ohne Stau zu unserem ruhigen Parkplatz. Von hier war es nicht weit bis zur Metro und damit zum Hauptplatz, dem Plaza de Armas (der z. Zeit wegen Bauarbeiten aber leider gesperrt ist). Nach der Kathedrale und dem Museum konnten wir gemütlich durch die Fußgängerzone spazieren und eine Mote trinken. Das leckere Getränk mit einem Pfirsich und Gerstenkörnern drin, kann man überall auf der Straße kaufen. Am nächsten Morgen sind wir dann mal wieder in Richtung Argentinien, also in Richtung der Anden aufgebrochen. Die Anfahrt zum Tunnel Cristo Redentor  in 3200m Höhe war schon ein wenig steil.