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Freitag, 6. Dezember 2013

Feuerland Chile/Argentinien

Unser erstes Ziel auf der Reise zum Feuerland-Archipel war der chilenische Nationalpark Torres del Pain. Der Park, der fast so groß wie Luxemburg ist, wird von einem schneebedeckten Felsmassiv mit dünnen Türmen aus Granit dominiert. Dazwischen liegen viele Seeen, meist vom Schmelzwasser des dahinter liegenden riesigen Gletscherfeldes gespeist. An den Pisten sehen wir unendlich viele, schon fast zutrauliche  Guanacos, teilweise hatten sie auch schon Junge. Und sogar einige der großen Anden-Condore sind hier zu Hause. Wir konnten sie endlich einmal nicht nur hoch am Himmel, sondern auf dem Felsen beobachten. Bekannte, die wir schon von der Halbinsel Valdes kannten und die auch mit einem T3 unterwegs sind haben wir an einer Lagune wieder getroffen. Neben ein paar unterhaltsamen Abenden konnten wir auch gemeinsam ein paar schone Wanderungen durch den Park unternehmen. Meist gehen die Wege entlang glasklarer Seen und durch verwunschene Wälder.  Am 4.12. haben sich unsere Wege mal wieder getrennt und wir sind weiter nach Süden, nach Puntas Arenas entlang der Magellan-Straße gefahren. Die Magelan-Straße ist der einzige natürliche Durchbruch des mehr als 15000 km langen amerikanischen Kontinents. Die Geschichte der Wasserstraße, die auch Straße der Tränen genannt wurde und  auf über 600km den Atlantik mit dem Pazifik verbindet, ist geprägt von über 1000 Schiffswracks, von Indianerfriedhöfen, Hungerhäfen und verlassenen Goldmienen. Der portugiesische Seefahrer Fernando de Magellan hatte (wie vor ihm schon Kolumbus) vom spanischen König den Auftrag erhalten, einen Seeweg nach Ostindien zu finden. 1519 startete er mit 5 Schiffen von Spanien aus und fand nach vielen Opfern und Strapazen 1520 die nach ihm benannte Durchfahrt. Auf dem Inselarchipel entdeckte er überall die Lagerfeuer der hier lebenden Indianer und so erhielt diese Stück Erde den Namen Feuerland. Im weiteren Verlauf der Reise wurde Magellan in Indonesien bei einem Überfall getötet. Nach 3 Jahren kam als einziges Schiff die Nao Victoria vollbeladen mit Gewürzen wieder in Spanien an und vollendeten damit als erstes Schiff überhaupt eine vollständige Weltumsegelung. Von den gestarteten 260 Seeleuten erreichten allerding nur 18 Matrosen den Heimathafen von Sevilla. Wir konnten uns den Nachbau der Nao Victoria in Puntas Arenas anschauen. Es war sehr interessant und kaum vorstellbar, wie auf einem solch kleinem Schiff über 50 Mann Besatzung und Proviant seinen Weg durch völlig unbekannte Gewässer um die Erde fand. Wir brauchten dagegen nur ein ganz kleines Stück mit der Fähre über die Magellan-Straße übersetzen und schon waren wir auf Feuerland. An einer Estanzia in der Magellan-Straße konnte eine kleine Kolonie  Königspinguine bewundern, die es sonst eigentlich nur in der Antarktis gibt. Nach etlichen km Piste durch riesige Weideflächen für Millionen von Schafe  ging es anschließend wieder über die Grenze nach Argentinien. Im südlichen Teil von Feuerland sind noch große Waldgebiete mit dem ursprünglich vorhandenen Baumbestand erhalten. Am Ufer des Lago Yehuin haben wir ein paar Tage in diesem Zauberwald verbracht. Wie Spinnweben hängen die lichtgrünen Flechten von den knorrigen Buchen flatternd im ständigen Wind. Der Boden ist übersät mit ausgebleichten, abgestorbenen Baumriesen und im See plätschert das glasklare Wasser vor den schneebedeckten Bergen. Alles sieht irgendwie unwirklich, wild und schön aus.
  Am 16.12. ging es weiter in Richtung Ushuaia. Zunächst haben wir aber einen Abstecher zur Estancia Haberton gemacht. Die riesige Schaffarm liegt 50km zuvor am Beagel-Kanal. Diese später entdeckte Wasserstraße führt an Ushuaia vorbei, ebenfalls vom Atlantik zum Pazifik. (Die Passage um Kap Horn, also um die Südspitze Amerikas wurde übrigens erst noch später entdeckt, man dachte, der amerikanische Kontinent geht bis zur Antarktis.)
Bei der Führung über die 1886 gegründete Farm konnten wir einiges über die  Arbeit auf einer Schaffarm vor über 100 Jahren erfahren, aber auch manches über hier vorher lebenden Indianer. Und eine Kostprobe vom Pan de Indio, einem ihrer Lebensmittel - die hier an den Bäumen wachsenden Baumpilzen, gab es auch. Sie schmecken allerdings eigentlich nach nichts. Neben der Farm gab es ein ausgedehntes Museum über die hier vorkommenden Meerestiere. Auf den ausgedehnten Farmland konnten wir an mehreren Stellen frei campen. Heute sind in der Gegend viele Täler versumpft, da kanadische Waldarbeiter  in den 50iger Jahren Bieber ausgesetzt hatten. Die haben sich nun unkontrolliert vermehrt und jede Menge Dämme gebaut. Nach dem Ausflug zu dem südlichsten Punkt unserer Reise sind wir weiter über Ushuaia, der südlichsten Stadt der Erde, in den National Park Tierra del Fuego  gefahren. Hier endet nach 3079 km die Nationalstraße Ruta 3, der wir über weite Strecken ab Buenos Aires in den Süden gefolgt sind. Ein Foto an dieser Stelle musste einfach sein, denn nun geht es wieder nordwärts.( Wir sind übrigens seit unserem Start im Oktober bereits mehr als doppelt so viele km gefahren, wovon über 1000km ungeteerte Pisten waren.) Neben viel Natur gibt es in dem NP auch die südlichste Eisenbahn, den Tren del Fin del Mundo. Die von Sträflingen erbaute 6km lange Strecke durch den NP befördert heute nur noch Touristen und sieht richtig hübsch in der Landschaft aus. Nach ein paar schönen Tagen mit vielen Wanderungen wurde leider das Wetter schlechter und pünktlich zur Weihnachtszeit gab es auch noch Schnee. Wir hatten uns zum Heiligen Abend mit einigen Freunden auf dem Campingplatz in Ushuaia verabredet. Viele, die wir unterwegs an verschiedenen Stellen kennen gelernt hatten, konnten wir hier wiedersehen. So saßen am Abend über 20 Leuten gemütlich bei einem lecker gegrilltem Steak und einem Glas Wein an einer langen Tafel im Warmen zusammen. Auch wenn der Bulli eine Heizung hat, bei Nachttemperaturen um die 3°C und nur unwesentlich wärmeren Tagen mit eisigen Winden wurde es irgendwann doch ungemütlich. Am 26.12. haben wir uns bei einer  gemütlichen Tasse Kaffee von unseren Freunden verabschiedet und sind in Richtung Norden aufgebrochen. Unser erstes Ziel war noch einmal Puntas Arenas in Chile, denn ein kleines Paket mit einem Ersatzteil war nach 6 Wochen aus D eingetroffen. Das Gelenk an der Radaufhängung macht zwar zur Zeit nur Geräusche, aber wir wollten es sicherheitshalber dabei haben, denn wir werden noch viele km Piste fahren müssen.